Fröhlichkeit und Poesie, Interview mit Bruno Hächler zu seinem neuen Album: Herr Blume, steckt voller Überraschungen

Mit seinen Liedern öffnet der schon seit 1994 in Mattenbach wohnhafte Bruno Hächler für Kinder neue Türen. Er lädt sie ein, neue Gedanken, neue Welten zu entdecken. Am 4. September 2015 erschien seine neueste CD mit Buch unter dem Titel: Herr Blume. Das neue Album steckt voller Überraschungen und ist höchst abwechslungsreich mit einer Mischung aus groovy-fetzigen aber auch langsamen Songs, die allesamt durch ihre wiegenden Rhythmen und poetischen Texte für die ganze Familie bestechen.  Bruno Hächler räumt ein, dass dieses Album wohl noch feinfühliger sei,  als die zwei Alben davor. Die Lieder wirken denn auch, als kämen sie in ihrer ganzen Fröhlichkeit direkt vom Herzen. 

Der erklärte Gegner von Konzeptalben lässt sich stets aufs Neue von unerwarteten Begegnungen überraschen und baut seine Figuren mit philosophischem Gespür in seine Geschichten ein. So handelt denn sein neues Album wiederum von einem etwas verwegenen, doch überaus charmanten Herrn, einem etwas verärgerten, sympathischen Seeelefanten und einer nervigen, aber nicht weniger liebenswürdigen und immerzu quasselnden Ente. Es sind gerade diese herzlichen Figuren, die immer wieder in Bruno Hächlers Poesie Eingang finden. Das Album ist ein Hör- und Lesegenuss für die ganze Familie. Aber lassen wir doch Bruno Hächler selbst zu Wort kommen.

Herr Hächler, beschreiben Sie bitte Herrn Blume mit Ihren Worten in drei, vier Sätzen.

Herr Blume ist ein Mann, der schlicht glücklich ist.  Er ist deshalb glücklich, weil er sich über die kleinen Dinge im Leben freuen kann. Es sind all die kleinen Dinge, die er nicht so eng sieht und sich dabei stets ein kindliches Herz bewahrt.

Beim Lied „Herr Blume“ wird gesungen: „Er het immer öppis los und isch immer froh“. Wieviel von Herrn Blume steckt eigentlich in Bruno Hächler?

Ich hoffe möglichst viel! Mit dem „Es isch immer öppis los“ will ich ausdrücken, dass Herr Blume sich gut mit sich selber beschäftigen kann und dass es ihm nie langweilig wird, weil er all die Möglichkeiten sieht, die das Leben bereithält. Denn es gibt schliesslich immer etwas zu entdecken. Von daher steckt sehr viel Herr Blume in mir!

 Tauchen wir einmal in ihre Poesie und ihre Welt der Kinder ein. Welches Tier würde wohl Ihren Charakter am besten wiederspiegeln?

(Zögert etwas) Nach der letzten CD hat mich jemand gefragt, ob ich nicht der Dachs sei, der da besungen wird? Nun, es ist ja so, dass der Dachs unentwegt gräbt, stets am gleichen Bau arbeitet und dabei kilometerlange Wege baut. Er ist sozusagen ein unermüdlicher Schaffer, so wie ich!

Was berührt Sie im Leben?

Ich bin ein Gefühlsmensch – mir gefallen Aktivitäten, wie sie in meinen Büchern und Liedern beschrieben werden und in welchen das Miteinander und das Gute zu Tage gefördert werden. Ich möchte eine Brücke zwischen mir und dem Publikum schlagen, indem ich ein Lied anstimme und erlebe wie Kinder und Erwachsene! aus vollem Herzen mitsingen. Dann gibt es die ungezwungenen Gespräche mit den Eltern nach den Konzerten, die mich in meinem Tun bestärken. Was ich nicht mag, sind Situationen, in denen Kinder ausgelacht werden, wenn Böswilligkeit und Aggressionen am Werk sind.

Was würden Sie sich am meisten für heranwachsende Kinder wünschen?

Da komme ich gerne auf Herrn Blume zurück. Ich wünsche mir, dass Kinder einfach Kind sein können und ihre Freiheiten haben. Manchmal habe ich das Gefühl, dass heutzutage die Kinder im Vergleich zu den 60ziger Jahren schon sehr früh auf Erfolg und Leistung  getrimmt werden. Nur gewinnen zählt, obwohl man auch einmal vierter oder fünfter werden kann. Hauptsache man kann dabei sein.  Dennoch glaube ich, dass es uns und unseren Kindern hier im Vergleich zu anderen Ländern schon sehr gut geht. Vielleicht sollte sich jeder wieder darüber klar werden und zufriedener werden.

Wie sieht ein typischer freier Tag aus bei Ihnen?

Das ist eine gute Frage. Es gibt seit Jahren schon keine typischen, freien Tage bei mir. Das ist etwas, das ich mir aber selber ausgesucht habe. Frei habe ich eigentlich nur in den Ferien, denn dann habe ich keinen Laptop, kein Handy oder ähnliches dabei. An den Wochenenden spiele ich meistens und habe dadurch ab und an unter der Woche mehr Freiheiten. Glücklicherweise verfüge ich trotzdem über genügend freie Zeit ganz für mich selber. Ein typischer Tag ist demnach eher ein Konzerttag, wo ich morgens langsam nervös werde, dann ins Auto steige und losfahre, aufbaue und abspiele.

Was halten Sie etwas philosophisch betrachtet vom Leben mit all seinen Erfolgen und Misserfolgen?

Ja die liegen natürlich sehr eng beieinander. Je grösser der Erfolg, desto wahrscheinlicher lauert auch ein Misserfolg. Erfolg zu haben ist das eine, ihn auch zu behalten das andere.  Ich versuche immer wieder die Dinge so zu nehmen wie sie sind. Dies gelingt mir aber nicht immer. Ich zähle eher zu den ungeduldigeren Menschen und möchte immer schnell vorwärts kommen. Dennoch versuche ich zu verstehen, dass es beides braucht. Ein Erfolg fühlt sich nach einem Misserfolg umso schöner an. Generell gilt es zu akzeptieren, dass Dinge manchmal so sind wie sie sind – sicherlich noch eine Herausforderung für mich.

An welche Themen wagen Sie sich nicht heran, gibt es solche?

Ich verwende nach Möglichkeit keine ausgereizten Themen und Figuren wie:  Piraten oder Dinosaurier.  Solche Figuren finden sie in meinen Büchern oder Liedern kaum. Viel lieber nehme ich den Aussenseitern wie dem Blaufusstölpel, dem Seeelefanten oder dem Ameisenbären an, die noch nicht so ausgereizt sind. In die lasse ich dann mein philosophisches Gedankengut einfliessen. Solche Figuren liegen mir viel besser.

Verraten Sie mir Ihre persönliche Lebenseinstellung?

Wichtig finde ich, dass man so leben kann wie man ist. Ich halte mich stets an den Song: Ich bi wien ich bi! Das Leben sollte authentisch sein, man sollte sich andern zuliebe nicht verbiegen lassen. Aber ich komme immer wieder gerne auf meine Herzensangelegenheiten zurück und versuche mit viel Respekt auf andere zuzugehen. Das verlange ich natürlich auch von meinen Mitmenschen. Tendenziell ist es aber so, dass man nicht selten das Nachsehen hat, wenn man „ zu nett“ ist, aber unter dem Strich zahlt es sich aus. Das Gute fällt doppelt auf einen zurück. Zufrieden sein ist wohl immer noch das Beste!

Welches Happy-End würden Sie in Ihrer Poesie für sich selber zeichnen?

Also ganz am Ende vom Leben? Mit jemandem zusammen sein, den ich gern habe. Zufrieden sein und nicht zu viel zu bereuen haben.

Woher nehmen Sie Ihre Inspirationen zu Ihren Geschichten und Alben von Herrn Blume?

Die Idee zur Buchgeschichte entsprang mir beim Eisweiher-Teich, während einem der ausgiebigen Spaziergänge entlang dem Mattenbach.  Dort sitzend und in Gedanken vertieft platschte just neben mir eine Ente, begleitet von einem dominanten „quak“, in den Teich. Diese amüsante Begegnung hat mich derart bewegt und war schliesslich Anstoss für die Buchgeschichte mit Herrn Blume.

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