Wir vom Sprachrohr waren auch neugierig auf den neuen Vorstand und haben deshalb ein paar Fragen für sie zusammengestellt. Das Interview wurde wegen Corona schriftlich durchgeführt.

Der neue QGM-Vorstand Fotos, © Reto Nüesch Erismann

Warum sind Quartiervereine so wichtig für die Anwohnerschaft?

Monika Bosshard: Weil sie Begegnungen und Freiräume ermöglichen und Sprachrohr für die Anliegen des Quartiers sind.

Dario Bugatti: Die Quartiervereine können in Zusammenarbeit mit der Quartier- und Stadtentwicklung die Bevölkerung unterstützen und bei Projekten im Quartier als Drehpunkt für die Diskussion bzw. Entwicklung dienen (Politik, Verkehr, Infrastrukturen etc.)

Markus Frank: Quartiervereine verbinden Menschen und Kulturen. Sie fördern das gegenseitige Verständnis für die andern. Und es ergeben sich Freundschaften. Etwas vom Schönsten und Wertvollstem im Leben.

Wie interpretierst Du die Rolle eines heutigen Quartiervereins?

Bruno Prandi: Die Anforderungen an einen Quartierverein sind mit den Veränderungen in der Gesellschaft aus unserer Sicht enorm gestiegen. Die Qualitätsansprüche z.B. bei Veranstaltungen oder in der Kommunikation sind heute einfach viel höher. Zur gleichen Zeit hat der Grad der Individualisierung und der Druck im Arbeitsumfeld stark zugenommen. D.h. es wird schwieriger Leute zu gewinnen die sich einbringen wollen. Unser Ziel ist es mit gutem Beispiel voranzugehen und wir hoffen mit unserer Arbeit Menschen zu ermutigen selber tätig zu werden, sich in unserem Quartierverein zu betätigen und somit ihren Anteil und ihre Ideen ins Quartier einzubringen.

Markus Frank: Ein Quartierverein fördert das Zusammenleben. Geteilte Freude, ist doppelte Freude.

Welches sind aus deiner Sicht die wesentlichsten Aufgaben eines QV`s?

Bruno Prandi: Möglichkeiten und Räume zu schaffen in denen sich Menschen treffen, austauschen und entfalten können. Helfen Aktionen zu ermöglichen, im Allgemeinen Unterstützung, Vernetzung und Befähigung fördern und wenn möglich die Stimme des Vereins mal erheben, wenn Einzelne das nicht können.

Markus Frank: Ein ausgewogenes Angebot für alle Bevölkerungsschichten.

Was hat sich aus deiner Sicht in den letzten Jahren im Gutschick Quartier wesentlich verändert?

Monika Bosshard: Der Freiraum ist kleiner geworden und der Verkehr dichter (win4, Einkaufszentren in der Grüze), der Anteil an Personen mit kleinem Einkommen hat zugenommen, spürbarer Anstieg der jüngeren Bevölkerung (Familien und Alleinerziehende, WG’s) 

Welche Projekte geht Ihr als Erstes an?

Bruno Prandi: Nebst der allgemeinen Einarbeitung in die Organisation, die Buchhaltung, dem Unterhalt des Gebäudes und allen anderen organisatorischen Pflichten sind wir einerseits daran zu schauen, wo es Optimierungspotenzial gibt (z.B. in der Vermietung oder bei der Kommunikation) und andererseits geht es darum Ressorts aufzubauen. Als erstes hat sich eine Veranstaltungsgruppe gebildet und wir würden gerne auch eine Kommunikationsgruppe ins Leben rufen. Schön wäre es mehrere solcher Ressorts aufbauen zu können die in sich funktionieren und selbstorganisiert sind. Wir sind gespannt was da noch möglich ist.

Dario Bugatti: Der Quartierverein hat ein Quartierzentrum mit mehreren Sälen. Deshalb ist der Unterhalt des Gebäudes und die Finanzierung des Gebäudes eines der Hauptthemen (Vermietungen, Hauswartsarbeiten, Reinigung etc.). Es gilt nun die Arbeiten im Vorstand des Quartiervereins gut zu verteilen und in den Arbeitsgruppen eine grösstmögliche Freiheit zu geben.

Markus Frank: Den Quartierverein «neu organisieren» und vorallem neue Mitglieder gewinnen, selbstverständlich aus allen Bevölkerungsschichten. Wir leben ja alle zusammen.

Was ist wichtig bezüglich Zusammenarbeit mit einzelnen Anspruchsgruppen (Interessensgemeinschaften)?

Monika Bosshard: Gesprächsbereitschaft, Flexibilität, Toleranz

Welche Themen und oder Anliegen nehmt Ihr aktuell aus der Anwohnerschaft war?

Monika Bosshard: Der Raum allgemein wird enger. Räume zum Mieten sind sehr gefragt, sie sollten aber nicht zu teuer sein. Pünten, Grillstellen, Sitzplätze, Spielplätze und Orte, wo man mit Kindern sein kann oder wo auch Ältere sich treffen können sind sehr gesucht. Für Besucher in den Siedlungen gibt es zu wenige Parkplätze. Einen Ort/Person, wo man Unterstützung im Alltag wie Einkaufshilfe, Kinder hüten, Übersetzen usw. anmelden und bekommen kann.

Markus Frank:  Bis jetzt konnten wegen Covid kaum Veranstaltungen über die Bühne gehen. Somit kann ich diese Frage nicht beantworten.

Wie verlief dein Start im QGM?

Bruno Prandi: Steil! Im Normalfall sind Übergänge in Vereinen fliessend. Jemand kommt hinzu, lebt sich ein und lernt das Handwerk so nach und nach kennen. Wir mussten alles in sehr kurzer Zeit übernehmen. Wir sind Roland Haller und seinem Team dankbar, dass sie uns so gut wie möglich ihr Wissen übergeben haben. Trotz aller Unterstützung ist das jedoch immer noch ein sehr grosser Brocken und ich glaube es trifft zu wenn ich sage, wir sind immer noch im Verdauungsprozess.

Wie kam es zu deinem Engagement im QGM?

Monika Bosshard: Ich bin von verschiedenen Personen angefragt worden.

Bruno Prandi: Ich bin von Monika angefragt worden.

Markus Frank: Ich ging über einen Kontakt in der kath. Kirche für eine kranke Frau einkaufen. So lernte ich Monika kennen und sie fragte mich dann an.

Sucht Ihr noch weitere Vorstands- und Vereinsmitglieder? Wenn Ja, für welche Aufgaben?

Bruno Prandi: Ja, wir würden uns ungemein über mehr Menschen im Vorstand freuen und die Bevölkerung breiter in diesem abgebildet haben. Zurzeit suchen wir 2 bis 3 Revisor*innen, 1 bis 2 Personen für organisatorische und administrative Abläufe, jemanden für die IT-Unterstützung und weitere engagierte Quartierbewohner*innen für die Veranstaltungs- und Kommunikationsgruppe. An dieser Stelle ist es uns auch wichtig festzuhalten, dass wir sehr gerne Menschen mit unterschiedlichsten kulturellen Hintergründen im Vorstand haben möchten und einladen wollen im Verein mitzumachen und sich einzubringen. Wir sind ein Multikulturelles Quartier und das möchten wir im Vorstand und im Verein auch leben. Uns ist egal welche Nationalität oder Hautfarbe jemand hat. Solange er/sie sich für ein gemeinschaftliches Leben aller Menschen im Quartier einsetzen möchte… herzlich willkommen und wir freuen uns auf dich.

Dario Bugatti: Wir suchen Vereins- und Vorstandsmitglieder. Als Mitglied im Verein und vor allem auch im Vorstand, kann man die Strategie des Vereins mitbestimmen. Es ist für den Quartierverein wichtig, dass alle Bevölkerungsgruppen im Verein vertreten sind. So kann der Quartierverein gut auf die jeweiligen Situationen des Quartiers eingehen. Für den Vorstand und den entstehenden Arbeitsgruppen suchen wir noch nach Unterstützung. Die Arbeitsgruppen sind im Aufbau und es sind schon viele Ideen im Köcher. Jede Person und jede Idee ist willkommen.

Hast Du eine besonders persönliche Motivation dich im Gutschick zu engagieren?

Bruno Prandi: Ja, sogar mehrere, ich bin der Sohn eines «Ausländers» und musste mich, obwohl meine Mutter Schweizerin ist einbürgern lassen. Ich habe miterlebt was es heisst einen anderen kulturellen Hintergrund zu haben und man hat mich dies auch in diversen Bereichen spüren lassen. Nichtsdestotrotz bin ich meinen Weg gegangen und habe mir meine Schweiz nicht nehmen lassen. Mir ist es ein persönliches Anliegen mich dafür einzusetzen, dass Diversität eine Stärke unserer Schweiz ist und dass neue Einflüsse eine Chance sind sich weiterzuentwickeln und zu wachsen. Ausserdem war ich schon als Jugendlicher im Vorstand des Jugentreffs meines Dorfes und dürfte mich dort einbringen. Diese Erfahrung, teilhaben und etwas bewegen zu können, hat mich sehr geprägt und ich würde mich unglaublich freuen, wenn ich etwas davon auf diesem Weg weiter geben könnte. Also junge Menschen aus allen Kulturen motivieren sich einzusetzen, Neues zu lernen, zusammen etwas aufzubauen und sich diese Schweiz zu eigen zu machen und ihr damit etwas hinzuzufügen. Ganz nach dem Motto «Mini Schwiiz cha meh»

Markus Frank: Ich finde es eine schöne Aufgabe, für die Menschen da zu sein. Mit ihren Freuden und Sorgen. Und es ist auf jeden Fall bereichernd.

Wie empfindest Du persönlich die Stimmung im Quartier?

Bruno Prandi: Sehr vielseitig, je nach Strasse unterschiedlich aber immer angenehm und interessant.

Wie empfindest Du die Stimmung innerhalb des Vorstandes?

Bruno Prandi: Lebendig, motiviert, open minded und mit einer guten Mischung aus Aktivität, Besonnenheit und Realismus.

Dario Bugatti: Der Vorstand hat sich erst vor kurzem kennengelernt. Es gilt nun die Motivationen und persönliche Profile zu besprechen und dies zu einer gemeinsamen Strategie zusammenzuführen. Die Stimmung innerhalb des Vorstandes ist gut und sehr aktiv.

Welche Herausforderungen sind neu und sollten aktiv angegangen werden?

Bruno Prandi: Im Moment dürfte die grösste Herausforderung die Einnahmenausfälle in der Coronazeit sein. Wir haben jetzt schon weit über ein halbes Jahr keine Einnahmen und hoffen natürlich, dass sich dies möglichst bald wieder normalieisert.

Mit welchen Ansprüchen seht ihr euch / du konfrontiert?

Monika Bosshard: Einerseits brauchen wir dringend finanzielle Mittel für die Bewirtschaftung des Gebäudes. Die Anlage muss gepflegt werden, die Räume sollen für die Mieter ansprechend und zweckmässig sein. Anderseits braucht die Bevölkerung günstige Räume für private Feste, Angebote wie Kurse und Weiterbildungen auch für kleines Budget, und nicht zuletzt auch einen Begegnungsort, wo verschiedene Menschen sich niederschwellig treffen und aufhalten können.

Markus Frank: Wir haben eigene Ansprüche definiert. Da bis jetzt nur wenige Kontakte mit den Quartierbewohner*innen stattgefunden haben, wird sich erst noch zeigen, welche Prioritäten sie haben.

Vielen Dank für das Interview.
Wir wünschen euch viel Erfolg bei euren Vorhaben und freuen uns zu sehen was ihr alles umsetzen werdet.