Die Heterogenität im Quartier als Chance gesehen

Das Quartier Gutschick-Mattenbach ist trotz zentraler Lage durch Verkehrsführung und räumliche Anordnung geografisch isoliert. Es steht auch weiteren Herausforderungen gegenüber: Die Wohnverhältnisse sind enger als sonst in der Stadt, der Nutzungsdruck bei Freiräumen ist gross. Gleichzeitig bleibt die lokale Identifikation hoch: Gutschick-Mattenbach ist kein Durchgangsquartier. Zudem wird die Heterogenität im Quartier als Chance gesehen.

Um diesen Chancen und Herausforderungen zu begegnen, hat die Stadt Winterthur unter der Leitung der AG sozialen Stadtentwicklung (departementsübergreifende Fachstellen) einen Prozess lanciert, in dem die Ressourcen des Quartiers genutzt werden, damit ein gutes Zusammenleben begünstigt wird.

Interessen und Handlungsfelder: Workshop 1 – September 2019
Eingeladen zu einem gemeinsamen Workshop sind Interessierte und Gruppierungen aus dem Quartier: Antworten und Handlungen zu Chancen und Herausforderungen sollen gefunden werden. Ein buntes Gemisch aus Bevölkerung, Wohngenossenschaft, Vereinen, Jugendtreff, Schulen, Gemeinderat und Stadtverwaltung trifft sich zum Kennenlernen, zum Austausch von Perspektiven und Erfahrungen.

Die Teilnehmer*innen gehen nach Interesse den einzelnen Themen in Gruppen nach, entwickeln Antworten und Handlungsfelder, z.B. folgende:
Nutzung der Allmend Grüzefeld als Naherholungsgebiet und als Öffnung nach aussen.
Massnahmen und Aktivitäten müssen eine Entlastung im Alltag bringen. Zum Beispiel Waschmöglichkeiten in Gemeinschaftsräumen einrichten.
Schulen und Quartierarbeit: Unterstützungsangebote von Spracherwerb für Eltern (Fachstelle Integration), Zusammenarbeit mit dem Elternrat bei Quartierprojekten.
Weitere Ideen: Diskussionsrunden, Femmes-Tische, Jugendtreff, Entlastungsangebote für Frauen, FC Support usw.

Nicht zuletzt wurde die bereits vor
dem Workshop 1 besprochene Idee einer «Gutschick-Lobby» vertieft aufgenommen.
Zwischenevaluation
September 2020
Um das gleich vorwegzunehmen: Es blieb nicht bei den guten Vorsätzen! Die Projektgruppen machten sich an die Arbeit und blieben auch unter erschwerten Bedingungen in Corona-Zeiten mit grossem Engagement dran. Die einzelnen Arbeitsgruppen berichteten ein Jahr nach dem Kick Off.

AG Räume gemeinsam nutzen: Grundidee dieser AG ist es, vorerst eine Liste mit bestehenden Räumen, welche für eine gemeinsame Nutzung in Frage kommen könnten, zu erstellen:

  • Lightfire
  • QGM
  • Busdepot alt und neu
  • Strahleggsaal
  • Siedlungstreff Grüzefeld
  • Win4
  • Schulhaus Gutschick
  • Leichtatlethikanlage Deutweg
  • Zielbauarena
  • MEG Genossenschaftssiedlung Grüzenfeld
  • KuBa 21
  • Chile Grüze
  • Verein Shalom

Zudem wurden Räume identifiziert, die in Entwicklung sind und in Zukunft für eine gemeinsame Nutzung in Frage kommen könnten wie z.B. das Garderobengebäude FC Tössfeld mit Bistro oder das alte Busdepot. Der Wunsch nach einem zentralen, öffentlich zugänglichen Quartierzentrum Gutschick mit niederschwelligen, regelmässigen Angeboten wurde geäussert.

Die AG Geografische und räumliche Öffnung stellte sich folgender Frage: Wie schaffen wir es gemeinsam, die Lebenswelten des Quartiers gegen aussen zu öffnen?
Die aktuelle Situation lässt sich so zusammenfassen: Für die Entwicklung neuer Räume wurden grundsätzlich vier Bereiche identifiziert mit unterschiedlichen kurz- oder mittelfristigen
Nutzungsmöglichkeiten:
Speziell wird auf die Allmend im Grüzefeld (Nummer 2) hingewiesen, wo in einem partizipativen Prozess Bedürfnisse und Ideen identifiziert werden. Ein weiteres Gebiet von Interesse ist die Sportanlage Deutweg. Grundvision für die Sportanlage Deutweg, welche auch der Öffnung des Quartiers zugutekommen soll, ist eine Entwicklung in Richtung eines durchgehenden Sportparks.

Konkrete Idee zur Nutzung ist ein Spielstreifen:
Mit einer relativ grossen Fläche könnte dieser attraktiv werden und Bedürfnissen eines gemeinsam genutzten Aussenraums entsprechen.

AG Schule und Quartierarbeit: Bei der Förderung des Zusammenlebens im Quartier spielen Schulen eine zentrale Rolle. Im Zentrum steht die Förderung des Erwerbs der Deutschen Sprache, das gegenseitige Kennenlernen unser verschiedenen gelebten Kulturen sowie das Verständnis für Demokratie, Mitsprache und Mitwirkung. So wird beispielsweise eine kindsgerechte Mitwirkung im Projekt Allmend Grüzefeld diskutiert.

AG Raus aus dem Quartier: Die Öffnung des Quartiers beginnt neben der räumlichen Öffnung auch über Regelstrukturen und Angebote. Grundidee: Kinder und Jugendliche, welche kaum über Quartiergrenzen hinaus mobil sind, mit anderen Stadt- oder Kantonsgebieten vertrauter machen. Zur Illustration: Für einen Jugendlichen kann der Lehrstellenantritt im wenige Kilometer entfernten Stadtteil Wülflingen schon zur Herausforderung werden. Mehmet (Jugendarbeit Gutschick) erzählt: «Schon Ausflüge ausserhalb des Quartiers können Staunen auslösen, neue Horizonte öffnen».

Zusammenleben und Beteiligung: Ein wichtiger Teil der Quartierbewohnenden haben Migrationserfahrung. Anstatt eine separate Arbeitsgruppe zu bilden, sollen die Quartierbewohnenden mit Migrationserfahrung in allen Arbeitsgruppen gut vertreten sein und sich beteiligen können.

Der Zweck der AG Mattenbach Allianz ist die Koordination, Organisation und Vernetzung der Beteiligten. Diese Initiative wurde mit viel Schwung und Energie angegangen:
Aus der AG Gutschick-Lobby soll bis Anfang 2021 die Mattenbach-Allianz entstehen: ein Verein mit institutionellen Mitgliedern (Quartiervereine, Arbeitsgruppen, Parteien, Elternforen usw.).
Teilnehmer*innen des Workshops im Austausch zu Wirksamkeit der Projekte und nächsten Schritten

Erste Resultate feiern
Auch wenn noch viel Arbeit auf alle Beteiligten wartet, so lassen sich die ersten Resultate sehen. Das wurde auf der «Allmend» mit einem kleinen Apéro gefeiert und verdankt und dabei keine Chance ungenutzt gelassen, um Feedback zur künftigen Nutzung der «Allmend» einzuholen: Das Quartier Gutschick-Mattenbach ist mit hohem Engagement und enger Zusammenarbeit mit der Stadt gut unterwegs.

Dominik Scherrer, ecloo, dominik.scherrer@ecloo.ch