Triathlon ist ein Ausdauersport, bei dem man Schwimmen, Radfahren und Laufen muss. Die Distanzen variieren dabei je nach Veranstaltung. Am Triathlon Schaffhausen waren das über die Kurzdistanz 2.1 km Schwimmen, 31.6 km Radfahren und 7.5 km Laufen. Anlässlich des Schaffhauser- Triathlons vom 12. August 2017, an dem über 1000 Athleten teilnahmen, hat es die Mattenbacherin Lea Huggenberger dank einer unglaublichen Zeit von 1:52.08 auf den 9ten Rang Overall geschafft und konnte sich dadurch den Meistertitel in ihrem Triathlonverein «finishers» sichern. Nach dem 8ten Platz in ihrer Alterskategorie an der WM in der Slowakei feiert die 29-jährige Athletin somit einen weiteren grossen Erfolg. Was die Faszination für diese Sportart ausmacht, wo der Schlüssel zum Erfolg liegt und was Lea Huggenberger antreibt diese Strapazen auszuhalten, erfahren Sie im nachfolgenden Interview.

Lea Huggenberger, herzliche Gratulation. Wie fühlt es sich an, sich Triathlon-Clubmeisterin nennen zu dürfen?
Danke, es ist für mich eine grosse Ehre, wie dieses Jahr alles geklappt hat. Das Ganze hat eine anspruchsvolle Vorbereitung abverlangt. Über die Saison hinweg gesehen, war es ein sehr erfolgreiches Jahr für mich. Es war für mich ein sehr schönes Erlebnis, gemeinsam mit meinem Verein an den Start zu gehen, gemeinsam den Wettkampf zu erleben und später auch die Erfolge zu feiern.

Sie haben einen wichtigen Meilenstein in Ihrer Karriere erreicht. Welche weiteren sportlichen Ziele verfolgen Sie nun weiter?
Mein Ziel ist es, weiterhin mit viel Freude Triathlon zu betreiben und dies in einer Balance mit dem Leben. Das heisst für mich in erster Linie, viel Freude am Sport zu haben und von Verletzungen verschont zu bleiben, aber neben dem Sport das Leben zu geniessen.

Spürten Sie während dem Wettkampf in Schaffhausen, dass Sie vorne mitmischen könnten?
Am Anfang nicht. Beim Schwimmen hatte ich die Strömung nicht optimal erwischt. Auf dem Rad hingegen lief es ausgezeichnet und ich wusste, dass ich in den vorderen Rängen liegen musste. Nach den Zwischenresultaten wurde mir bald klar, dass ich um einen Top Ten Platz in der Kategorie der Frauen kämpfte.

Was waren Ihre Gedanken, als Sie die Ziellinie überquerten?
Ich wagte noch einen Blick zurück, um zu schauen, ob mir tatsächlich noch jemand den Sieg streitig machen könnte. Die letzten paar Meter waren pures Geniessen im Wissen darum, dass das Ziel greifbar nah war und ich nicht mehr eingeholt werden konnte.

Gibt es vor dem Start zu einem Triathlon auch so etwas wie Lampenfieber? Wenn ja, was tun Sie dagegen.
Lampenfieber war bisher für mich immer ein leidiges Thema. In Erwartung des Startsignals ist man in seinem Neopren- Anzug inmitten all der vielen Teilnehmer. Aufgrund des Massenstarts ist besonders die Anfangsphase ein richtiges Gerangel, geht es doch darum, sich von Anfang an einen guten Platz zu erkämpfen. Bis jetzt hat dies bei mir immer grosse Nervosität verursacht. Doch dieses Jahr habe ich an meiner mentalen Stärke gearbeitet. Eines meiner erklärten Ziele war es, ruhiger an den Start gehen und mich voll auf das Rennen freuen zu können, anstelle nervös zu sein.

Stellen Sie sich selber unter Druck und wenn Ja, wie gehen Sie mit Druck um?
Druck ist im Sport ein grosses Thema. Ich selber setze ich oftmals selber unter Druck obwohl dies gar nicht nötig wäre. Mit den Erwartungshaltungen gehe ich so um, dass ich mir meine persönlichen Ziele klar und sorgfältig formuliere und versuche den Druck in eine positive Kraft zu verwandeln.

Wie können ein Trainer, Verwandte oder Bekannte in Ihrer Wettkampfvorbereitung auf Sie einen positiven Einfluss nehmen? Ist dies überhaupt möglich?
Das ist sehr wohl möglich, ja! Diesbezüglich denke ich, dass der Athlet ganz bewusst die von aussen herangetragenen Erwartungen selektioniert und selber entscheidet, was er sich zu Herzen nehmen möchte und was nicht. Gespräche mit Familie und Freunden können dabei förderlich sein. Für mich war dieses Jahr die Zusammenarbeit mit meinem Mentaltrainier sehr wichtig und wegweisend. Er stellt mir zur richtigen Zeit die für mich wesentlichen Fragen, welche mich dabei unterstützt, mich in die von mir gewünschte Richtung zu entwickeln und dabei stärker zu werden.

Spielt die mentale Kraft während eines Wettkampfs oder im Training eine grosse Rolle?
Für mich persönlich ja!

Haben Sie Tipps, wie man mentale Stärke aufbauen kann?
Das ist schwierig. Man kann nicht einfach hingehen und irgendwie mental arbeiten. Mentale Stärke aufzubauen, besteht v.a. darin, sich besser kennen zu lernen. Es braucht eine sorgfältige Zielsetzung und ist ein kontinuierlicher Prozess.

Sehen Sie auch Gefahren für Ihren Körper, wenn Sie einen solch belastenden Sport ausüben und wenn ja, wie begegnen Sie diesen?
Es ist unerlässlich, dass man seinen Körper gut kennt und Warnsignale wahrnimmt. Wenn der Körper müde ist, braucht er seine Ruhepausen. Den Körper stetig zu fordern, kann gefährlich werden. Somit müssen regenerative Trainingseinheiten zwingend eingeplant werden. Das will nicht heissen, dass man nicht weiter trainieren darf, doch sollte man auf ausgewogene Intensität achten. Manchmal ist ein Ruhetag mehr wert, als ein überanstrengendes Training. Dies ist für mich manchmal sehr schwierig, denn bin ich erst mal im «Flow» (in euphorischem Training) drin, besteht die Gefahr, dass ich mich überschätze und ein zu ehrgeiziges Training absolviere. Um Höchstleistungen vollbringen zu können, muss man seinem Körper auch die nötigen Erholungsphasen gönnen.
Regeneration ist für Triathleten sehr wichtig, wie verwöhnen Sie Ihren Körper nach einem solchen Kraftakt?
Nach einem dreiwöchigen Intervalltraining konzentriere ich mich intensiv auf eine der Sportarten. Beim Schwimmen bedeutet dies, dass ich die drei Kilometer zurücklege, allerdings nicht im Wettkampftempo. Beim Radfahren mache ich längere Ausfahrten, ohne auf Zeit und Geschwindigkeit zu achten. Das sind immer auch Gelegenheiten, mal mit dem Trainingspartner unterwegs zu sein, sich dabei zu unterhalten ohne eigens aufs Tempo zu achten.

Wie oft und wie viele Stunden trainieren Sie in einer Woche?
Im Durchschnitt 10 Stunden pro Woche.

Gehen wir mal davon aus, dass Sie sich vor einem Wettkampf befinden, wie dürfen wir uns eine typische Trainingswoche von Ihnen vorstellen?
Das ist sehr abhängig davon, in welcher Trainingsschaltung ich mich gerade befinde, wie zum Beispiel einem Intervall- Training, bei dem es um kürzere dafür umso intensivere Trainingseinheiten geht. Dazwischen stehen sog. regenerative Einheiten. Dann folgen Wochen, in denen ich gezielt für die Ausdauer trainiere. Diese Einheiten dauern länger, sind aber weniger intensiv. Im Übrigen versuche jedoch, alle drei Sportarten innerhalb einer Woche unterzubringen.

Wie kamen Sie zum Triathlon?
Bevor ich zum Triathlon kam, habe ich zehn Jahre lang Wasserball gespielt. Durch das mein Partner, der ehemals Handball gespielt hatte, sich für den Triathlon entschied, erhielt auch ich einige Einblicke in diese Sportart. Anfänglich übte ich noch beide Sportarten aus. Das liess sich aus zeitlichen Gründen nicht lange vereinbaren, da beide Sportarten sehr viel Training verlangen. Letztlich habe ich mich dann in den Triathlon verliebt.

Wie würden Sie einem Laien wie mir, die Faszination für den Triathlon beschreiben?
Triathlon finde ich insofern interessant, dass letztlich drei verschiedene Sportarten (Schwimmen, Radfahren, Laufen) in einem Sport vereint sind. Da ist einmal das Wasser – dort fühle ich mich frei und empfinde ein ganz spezielles schwereloses Körpergefühl. Beim Radfahren und Laufen erfährt man dagegen zwei komplett andere Körperbelastungen. Beim Radfahren ist man sehr schnell unterwegs, legt mit beachtlicher Geschwindigkeit weite Distanzen zurück. Das Laufen seinerseits ist sehr mit der Natur verbunden und insofern dankbar, dass man dazu lediglich ein Paar Laufschuhe benötigt und unabhängig davon, wo ich mich gerade befinde, den Sport ausüben kann, sei es in Wäldern, über Felder oder auf Reisen und in Städten. Wenn ich unterwegs bin, sind meine Laufschuhe, mit denen ich dann die neue Gegend erkunde, immer dabei.

Bitte machen Sie bei dieser Gelegenheit gleich ein bisschen Werbung für den Triathlon, und erklären Sie, weshalb für Sie eben genau dieser Sport der Beste ist…
Triathlon ist ein sehr vielseitiger und naturverbundener Sport. Obwohl es ein Einzelsport ist, bleibt er sehr abwechslungsreich. Im Wettkampf wie im Training, entstehen soziale Kontakt bis hin zu echten Freundschaften, was ich immer wieder als sehr bereichernd empfinde.

Sind Sie eine ehrgeizige Person?
Ja

Welches ist Ihre Paradedisziplin?
Ganz klar das Radfahren.

Wo liegt Ihr Geheimnis im Triathlon, was können Sie besser als Ihre Konkurrentinnen?
Ich denke, in diesem Jahr lag der Schlüssel zum Erfolg, in der Tatsache, dass ich sehr viel Freude am Sport hatte. In den Trainings, wie auch an den Wettkämpfen.

Sie trainieren bei den Winterthurer finishers. Treffen Sie dort auf optimale und gute Trainingsumstände?
Für mich ist der Verein «finishers» der ideale Trainingsverein. Sie bieten sehr viele individuell zugeschnittene Trainingsmöglichkeiten an, um sich persönlich zu entfalten und somit besser zu werden. Zudem gibt es für alle Leistungsgruppen unterschiedliche Trainingsmodelle. Besonders schön ist für mich, dass wir uns auch nach dem Training gerne unterhalten oder gemeinsam Essen gehen. Trainingspartner können dabei auch zu Freunden werden. Für mich ist der Verein sehr wertvoll!

Wo in Winterthur, könnte man Sie bei Ihrem Training einmal antreffen?
Ich bin sehr oft im Hallen- und Freibad Geiselwaid. Für mich als Mattenbacherin ist die Nähe ideal, zudem ist das «Geisi» zu meinem Heimbassin geworden. Ich fühle mich dort sehr wohl.
Pflegen Sie noch weitere Hobbys ausser dem Sport, bzw. wo können Sie abschalten?
Es sind die sozialen Kontakte und der Austausch mit anderen Menschen. Ich reise leidenschaftlich gerne und stehe mit Vorliebe in der Küche, um zu kochen oder zu backen.

Welches sind Ihre nächsten sportlichen Herausforderungen und Ziele?
Ich möchte am Halb-Ironman in Kroatien einen schönen Saisonabschluss finden, um das erfolgreiche Jahr 2017 gut abzuschliessen.

Ein paar Facts zu Lea Huggenberger

  • Name: Lea Huggenberger
  • Alter: 29 Jahre alt
  • Sternzeichen: Schütze
    Beruf: Schulsozialarbeiterin in der Gemeinde Seuzach
    Seit wann im Mattenbach wohnhaft? Seit gut 6 Jahren
  • Was macht der Mattenbach für Sie besonders als Lebensraum?
    Für mich ist es die Nähe zur Natur, das Laufen am Mattenbach entlang, die Durchmischung der Bevölkerung, attraktive Einfkaufsmöglichkeiten, Stadtnähe sowie der öffentliche Verkehr.
  • Haben Sie noch einen grössten Wunsch, denn Sie sich erfüllen möchten?
    Nein, das habe ich nicht, ich bin ein sehr offener Mensch und es gibt
    nichts konkretes das unbedingt noch sein muss.