Ein Familienbetrieb mit drei Firmen. Ein Familienbetrieb mit drei Firmen

Grüezi Herr Schürch, erzählen Sie mir zu Beginn von den Anfängen Ihrer Firmen?
Ich habe ein Leben lang in nationalen und internationalen Unternehmen im Bereich Verkauf gearbeitet. Ich war zehn Jahre lang Geschäftsführer eines amerikanischen Unternehmens in der Schweiz. Während dieser Zeit wurde mir immer bewusster, dass ich selber unternehmerisch tätig sein möchte und habe den erneuten Schritt in die Selbständigkeit gemacht.
So habe ich die BTO Solutions Schürch AG gegründet mit dem Ziel, marktführende Unternehmen aus dem Ausland zu beraten, Marktabklärungen zu treffen und vor Ort entsprechende Dienstleistungen anzubieten. 2015 wurde BTO Solutions Schürch AG nach einer intensiven Bewerbungsphase von der Messe München GmbH beauftragt, sämtliche internationalen Veranstaltungen in deren Portfolio exklusiv zu vermarkten. Wir bewirtschaften weltweit 70 Handelsmessen, unter anderem zum Beispiel auch die grösste Baumaschinenmesse der Welt, die BAUMA in München. Mit unserem Know-how, unserem Beziehungsnetz und der Zusammenarbeit mit der Aussenwirtschaftsförderung SGE ermöglichen wir es Schweizer und Liechtensteiner Unternehmen, auf diesen internationalen Messen weltweit auszustellen und ihre Produkte zu präsentieren und zu vermarkten.

Familie Schürch: Stefan und Sabine Schürch, die Töchter Livia Caggegi und Melina Frei Schürch und der Sohn Remo Schürch

Was für eine Ausbildung braucht es für diese Arbeit?
In Deutschland gibt es dafür eine spezielle Ausbildung im Bereich Messewesen. Hier in der Schweiz legen wir Wert darauf, dass unsere Mitarbeitenden über eine gute Allgemeinbildung verfügen, und möglicherweise sogar einen universitären Abschluss besitzen und im kaufmännischen Bereich ausgebildet sind. Zusätzlich braucht es gute Sprachkenntnisse in Englisch, Französisch und Italienisch. Die Bereitschaft zu reisen muss definitiv bestehen, weil wir unsere Kunden auf den jeweiligen Messen besuchen.

Arbeiten alle Mitarbeitenden an der Pflanzschulstrasse?
Nein. Wir haben ein weiteres Office in Memmingen, DE, welches sich auf halbem Weg zwischen Winterthur und München befindet.

Bereits einige Jahre früher im Jahr 2008 kam dann ein Mandat der Firma Vital Energie AG auf uns zu. Der damalige Gründer und Inhaber war auf der Suche nach einer Nachfolgelösung. Wir haben anschliessend diese Firma analysiert und Marktabklärungen durchgeführt bezüglich deren zukünftigen wirtschaftlichen Ausrichtung. Beispielsweise untersuchten wir, was für Möglichkeiten es gäbe, um neue und interessante Dienstleistungen anzubieten. Als wir uns entschieden, die Firma gleich selber zu übernehmen, wussten wir, dass daraus ein spannendes Unternehmen daraus entstehen würde.

Die Firma Vital Energie AG ist auf Hörgeräte spezialisiert?
Alles begann damit, dass die Vital Energie AG früher günstige Hörgerätebatterien und Zubehör in der Schweiz versendet hat. Das war eine Zeit, in welcher der Bereich Hörgeräte noch ganz in den Händen von Akustikern lag war und somit auch monopolisiert war. Mit den vergleichsweisen kostengünstigen Produkten von Vital Energie AG konnte man viele Kunden/Innen gewinnen. So hat alles angefangen. Sukzessive sind dann weitere Produkte rund ums gute Hören dazu gekommen: Reinigungsmittel für Hörgeräte, Pflegeartikel rund ums Ohr, Gehörschütze, Hörhilfen und zum Schluss einfache Hörgeräte. Aber eigentlich beginnt in diesem Prozess alles viel früher, nämlich dabei, dass das Gehör schon früh geschützt werden soll.

Und für den Alltag offerieren Sie auch Gehörschütze?
Ja, dafür haben wir unterschiedlichste Produkte: Vom Jäger zum Schützen, Musiker, Arbeiter, Kleinkinder und Hunde finden bei uns alle passende Lösungen. Wir erstellen einen individualisierten Hörschutz aus Silikon, der passgenau fürs jeweilige Ohr hergestellt wird. In dieses Produkt kommt dann ein Filter, der den individuellen Wünschen der Kunden angepasst ist. Mittels Filter kann man gezielt gewisse Störgeräusche herausfiltern, zum Beispiel das Schnarchen des Partners, schädliche Frequenzen am Arbeitsplatz oder beim Schiessen. Unsere Nähe zum Schulhaus Mattenbach hat gezeigt, wie wichtig auch für SchülerInnen und Eltern heute ein guter Hörschutz ist. In den Schulen ist der Lärmpegel inzwischen so hoch, dass auch Lehrpersonen empfehlen, für Ruhephasen einen Hörschutz zu tragen. Das Interesse an diesem Thema hat in letzter Zeit stark zugenommen und unser Klientel hat sich dadurch um diese jüngere Zielgruppe erweitert.

Was mache ich, wenn ich das Gefühl habe, nicht mehr alles zu hören, aber noch nicht bereit bin für ein Hörgerät?
Sie können gezielte Hörhilfen verwenden. Hörverstärker sind Hörhilfen, die aus einem Mikrofon, einem Verstärker und entweder Kopfhörern, Kinnbügelhörern oder einem Ohrpassstück bestehen. Sie verstärken die akustischen Signale, die das Mikrofon wahrnimmt. Der Hörverstärker eignet sich bei einem geringen Hörverlust und kann ganz leicht beim Fernsehen oder Musikhören angewendet werden.
Anders als beim Hörgerät ist der Hörverstärker nicht individuell eingestellt oder angepasst und kann die Hörprobleme dadurch nicht vollumfänglich lösen, bietet aber eine einfache und kostengünstige Variante für Personen, welche früher oder später ein Hörgerät brauchen.
Danach kommt die nächste Stufe, nämlich das Hörgerät.

Wir bieten auch zertifizierte, einfache Hörgeräte an. Nach einem einfachen Hörtest und einigen Anpassungen am Hörgerät kann die Kundin und der Kunde mit einem Hörgerät aus unserem Geschäft laufen, dieses 14 Tage probeweise tragen, und sich im Anschluss dafür oder dagegen entscheiden.Das ist ein sehr einfacher und kurzer Prozess.

Was ist denn genau ein Hörtest? Kann dieser auch ohne Arzt durchgeführt werden?
Der Hörtest ist wichtig, um festzustellen, ob eine Hörminderung besteht und in welchem Umfang. Wenn die Hörkurve eine signifikante Hörbeeinträchtigung aufweist, muss diese im Anschluss nochmals von einem Arzt attestiert werden, um Unterstützung von den Krankenkassen oder von der IV zu erhalten.

Wie sieht es denn preislich aus, was kostet so ein Hörgerät mit allem Drum und Dran?
Bei uns erhält man so ein zertifiziertes Hörgerät schon ab CHF 495.– bis maximal CHF 995.–. Das ist ein sehr guter Preis für qualitativ gute Geräte. Unsere Hörgeräte richten sich an Personen, welche keine Zeit und finanzielle Mittel haben, sich viele Monate mit dem Kaufen und Anpassen von speziellen Hörgeräten auseinander zu setzen, sondern einfache eine schnelle und gute Lösung möchten.

Wie sind Sie eigentlich gerade an diesen Standort gekommen an der Pflanzschulstrasse?
Wir waren vorher ja in Zürich und haben gemerkt, dass wir da zu wenig Platz haben. Weil unsere Mitarbeiter hauptsächlich aus der Ostschweiz kommen, entschieden wir uns, nach Winterthur zu übersiedeln, zumal Winterthur ja meine Heimat ist und ich im Deutweg aufgewachsen bin. Es war ein wenig wie nach Hause kommen.

Sie haben ja insgesamt drei Firmen hier an der Pflanzschulstrasse: BTO Solutions Schürch AG, Vital Energie AG und Hartmann Tresore Schweiz AG. Was macht die dritte Firma?
Im 2009 hat die BTO vom grössten internationalen Hersteller von Tresoren, der Hartmann Tresore AG, ein Mandat erhalten. Auch hier haben wir Abklärungen betrieben und gesehen, dass dies ein spannender Markt ist. Daraufhin haben wir uns entschieden, die Firma Hartmann Tresore Schweiz AG in der Schweiz zu gründen, um in diesem zukunftsträchtigen Markt mitzumischen. Dieses Jahr konnten wir unseren Standort mit einem repräsentativen Shop (gleich bei der Bushaltestelle Deutweg) erweitern, wo wir unsere Produkte auch viel besser präsentieren können.

Etwas, was mich an dieser Stelle interessiert: Wer kauft heute Tresore? Ich gehe davon aus, dass Banken in einer anderen Dimension für ihre Sicherheit sorgen. Sind das Einfamilienhaus-Besitzer, sind das Läden, wie ist die Klientel in diesem Bereich?
Alle von Ihnen genannten Zielgruppen zählen zu unseren Kundinnen und Kunden. Auch Banken lassen von uns Sicherheitslösungen bauen, das können beispielsweise spezielle Fächer, die in einem Tresor integriert sind, sein. Darüber hinaus gibt es institutionelle Kunden, welche ganze Panzerräume einrichten lassen, wenn es darum geht, nicht nur kleine Wertgegenstände, sondern auch grosse Volumen zu schützen. Im Bereich von Zoll-Freilagern gibt es zum Beispiel ganz spezielle Einrichtungen, wo Kunstgegenstände zwischengelagert werden. Da geht es nicht nur Einbruchschutz, sondern auch um Feuerschutz.
Unsere Kunden sind auch politische Gemeinden, die Dokumente sicher lagern müssen, Ärzte, die ihre Instrumentarien und Medikamente sicher aufbewahren möchten, und Hotels, die für Hotelsafes im Zimmer bis zur
Récéptionslösung auf uns zukommen.
75 % unserer Kunden sind Privatkunden: Von Eigenheimbesitzern bis zum Mieter, von Jung bis Alt. Wir stellen hier eine erhöhte Nachfrage fest, das hat sicherlich auch mit der Zinspolitik der Banken zu tun. Andere wollen mehr Selbstständigkeit im Umgang mit ihren Wertsachen haben und entscheiden sich somit für ein sicheres Produkt, das man zu Hause hat.

Mir kommen gleich ein paar Bilder in den Sinn aus Thrillern und Krimis, wo die Tresore zu Hause hinter Bildern versteckt werden oder sogar in den Mauern eingebaut sind.
Ein Tresor sollte man so platzieren, dass er bei einem Einbruch sofort gesehen wird. Damit weiss die Täterschaft, dass sie ihre Zeit nicht damit verschwenden muss, Wertsachen im ganzen Haus zu suchen. Professionelle Diebe wissen und erkennen das sofort. Tresore müssen nicht hässlich sein, sondern können individualisiert werden bezüglich Farbe wie auch Material und Design und damit wie ein schönes Möbelstück aussehen.

Wie viele Mitarbeiter haben Sie mit Ihren drei Firmen?
Insgesamt haben wir 18 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen: Von der kaufmännischen Lernenden im 2. Lehrjahr bis zum 78-jährigen Teilzeitberater in Sachen Hörgeräte. Dieser Mix ermöglicht es uns, dass alle Mitarbeitenden unabhängig vom Alter voneinander lernen und profitieren können. Das hat sich wirklich gut bewährt und unser gemischtes Team besteht aus Lernenden, Praktikanten, Studenten, Teilzeit-Mitarbeitern und Vollzeit-Fachkräften meistert die viele Arbeit sehr gut.

Sie haben bereits drei Firmen, möchten Sie noch eine vierte gründen?
Ich sage es mal so: Für uns ist es wichtig, dass wir diese drei Firmen ordentlich und gut führen und wir die Arbeitsplätze hier vor Ort aufrecht halten können. Falls sich natürlich neue Möglichkeiten ergeben, prüfen wir diese, aber wir suchen nicht danach. Wir haben in allen drei Geschäftsfeldern die Möglichkeit, weiterzuwachsen.

In Ihrer Firma arbeiten auch Ihre Kinder und Ihre Frau. Funktioniert die Zusammenarbeit privat und geschäftlich gut?
Ja, das stimmt. Meine Frau arbeitet in allen drei Betrieben mit und unterstützt uns da, wo Not am Mann ist. Die grösste Tochter, Melina Frei-Schürch, ist verantwortlich für das Controlling/Personalwesen aller Firmen und ist stellvertretende Geschäftsführerin bei Vital Energie AG. Die mittlere Tochter, Livia Caggegi, arbeitet bei Vital Energie AG im Innen- und Aussendienst als Hörexpertin. Der Sohn, Remo Schürch, befindet sich noch in der Ausbildung. Er studiert Umwelt- und Energietechnik und arbeitet Teilzeit bei Hartmann Tresore Schweiz AG als Sicherheitsberater.
Dies alles hat sich glücklicherweise so ergeben, obwohl anfangs auch ganz andere Pläne da waren. Die Zusammenarbeit funktioniert sehr gut, sowohl privat wie auch geschäftlich.

Was planen sie für die Zukunft?
Wir haben für jede Firma eine Zukunfts-Strategie vorbereitet und auch die Nachfolgeregelung in Zusammenhang mit der Universität St. Gallen erarbeitet. Wir haben sichergestellt, dass auch die nächste Generation die Firmen weiterführen kann.

Text: Raffaela Spataro