Zmorge-9

Gestärkt in die Schule – Weil der Zmorge sonst ausfallen würde

7 Uhr, es dämmert. Zwischen den Häusern zieht es. Bünjamin* (12) und Rita* (9) sind froh, als sie das Quartierzentrum Gutschick erreichen. Drinnen riecht es nach Brot und Konfitüre. Die Geschwister legen je einen Einfränkler in die Kasse, dann geht es an Buffet: Konfitüre, Honig, Nutella, Butter und Frühstücksflocken sind aufgereiht. «Heute nehme ich Erdbeerkonfitüre», sagt Rita. Ihr Bruder bleibt bei seinen üblichen Cornflakes. Manfredo Cörper streicht Butter und Konfi auf Ritas Brot und reicht Bünjamin seine Flakes. Da bleibt auch immer Zeit für ein Guete Morge.

Weil der Zmorge sonst ausfallen würde
An den Tischen sitzen bereits ein Dutzend Kinder im Primarschulalter. Es wird gelacht, geschwatzt, die üblichen Neckereien. Seit Ende Februar verpflegt Monika Bosshard, die Leiterin des Jugendtreffs Gutschick, mit ihrem Team aus Angestellten und Freiwilligen hier jeden Werktagmorgen bis 15 Kinder. «Die Schulleiterin des benachbarten Primarschulhauses hat mich darauf hingewiesen, dass Kinder immer öfter gar nicht, zu spät und ohne Zmorge zur Schule kommen», sagt Monika Bosshard. Gründe dafür gebe es ganz unterschiedliche: Die Eltern müssen früh zur Arbeit, oder sie arbeiten Schicht und schlafen noch. Alleinerziehende Mütter, die Medikamente nehmen, schaffen es nicht aufzustehen. Die Leitung des Jugendtreffs begleitet mehrere Mütter, die in Behandlung sind wegen psychischer Probleme. Teilweise herrsche bei Eltern auch Gleichgültigkeit. Frühstück sei für sie nicht wichtig und so gingen auch die Kinder ohne  etwas im Bauch zur Schule.

Auch Eltern arbeiten mit
Monika Bosshard ist Jugendarbeiterin in der Pfarrei Herz Jesu und hat den
Jugendtreff vor gut sieben Jahren mit abendlichen Angeboten ins Leben gerufen. Inzwischen ist daraus auch ein bisschen ein Elterntreff geworden:  Anfangs seien viele Eltern skeptisch gewesen, wo denn ihre Kinder alle Abende hingingen. «Wenn man sich dann kennenlernt, entsteht eine Beziehung. Inzwischen engagieren sich immer mehr Eltern im Treff», erklärt Monika Bosshard.

Gestärkt in die Schule
Auch beim Zmorge helfen Freiwillige mit: Am Buffet, beim Abwasch oder sie ziehen den symbolischen Betrag von einem Franken pro Frühstück ein und erinnern die Kinder, das gebrauchte Geschirr abzuräumen. Bünjamin und Rita haben schon abgetischt. Es bleibt eine halbe Stunde Zeit für einen Jög­gelikastenmatch oder ein bisschen «Chillen» im Aufenthaltsraum, bis die Schule beginnt.

Claudia Sedioli, Verantwortliche Kommunikation der Katholischen Kirche in Winterthur
*Namen der Kinder geändert