Afonso I.

Immer noch,Titelbild 1 Vorschlag 1 viele Wochen nach dem schrecklichen Unfalltod von Afonso am 23. Juni 2015 sitzt der Schock tief. Die Tragödie, die sichanjenem Tag auf der Kreuzung Tösstalstrasse / Scheideggstrasse ereignete, hat die Familie wie auch Freunde und Bekannte zutiefst erschüttert. Trauer und Fassungslosigkeit beherrschten denn auch die Gespräche unter den Anwohnern. Ein ganzes Quartier zeigte echtes Mitgefühl – sowohl für die Familie wie auch für den Fahrer des Unfallfahrzeuges.

Der zuständige Staatsanwalt Peter Joho liess am 18.9.2015 hinsichtlich des Umfallherganges verlauten, dass der Stand der Ermittlungen unverändert sei, d.h. dass die betroffenen Parteien bis auf weiteres Beweisanträge einreichen können. Zu der Frage ob sich der Verunfallte auf dem Fussgängerstreifen befunden habe, will man sich aus Gründen der Pietät noch nicht äussern. Bis zur definitiven Aufklärung des Unfallherganges wird es vermutlich noch zwei bis drei Monate dauern. Was die Spurensicherung der Kantonspolizei Zürich vor Ort rapportierte, deutet zum aktuellen Zeitpunkt hin, dass den Fahrer des Unfallwagens wohl keine Schuld trifft.

Lehrpersonen und Schulleitung waren stark gefordert

Der genaue Hergang konnte bis heute von der Polizei noch nicht eindeutig rekonstruiert werden. Man vermutet lediglich, dass Afonsos Kameraden unter Schock zum Schulhaus Gutschick rannten, wo sich die Nachricht in Windeseile unter den Schulkindern und in der Nachbarschaft verbreitete. Auch die SR-Redaktion wurde von einem der Schüler informiert. Die Schulleiterin des Gutschick -Schulhauses, Frau Brigitte Müller, informierte sich bei der Stadtpolizei und informierte sofort den Präsidenten der Kreisschulpflege SeenMattenbach. Die Stadtpolizei schickte umgehend ein Care-Team und Roman Müller, den Piketleiter der Stadtpolizei. Noch am selben Abend wurden sämtliche Lehrpersonen und am darauffolgenden Morgen alle Schülerinnen und Schüler über den tragischen Unfall informiert. Laut der Schulleiterin, Frau Müller, war dies insofern dringend, als bei Schulbeginn unter den Schülern grosse Aufregung herrschte.

Der geplante Sporttag wurde umgehend abgesagt, die Fahnen auf dem Schulhausareal auf Halbmast und alle Lehrpersonen bemühten sich, das tragische Ereignis mit den Schülern aufzuarbeiten. Man versuchte Fragen zu beantworten oder Erklärungen für das Unfassbare zu finden. In einem Schulzimmer wurde in gemeinsamer Trauer ein kleiner Altar errichtet, die Kinder machten Zeichnungen und verfassten Abschiedsbriefe, die sie an der Unfallstelle ablegten. Auffallend waren die vielen, oft voyeuristischen Fragen, die dem Care-Team und den Polizeibeamten gestellt wurden. Die weitere Aufarbeitung und die Betreuung dauerten die ganze Woche über an. Die Schulleiterin, Frau Müller, ist der Überzeugung, dass die Kinder ausreichend Zeit benötigen, um Antworten auf ihre Fragen zu finden. Die Soziale Anlaufstelle des Gutschick-Schulhauses boten auf Wunsch weiterhin Einzelgespräche mit Hilfesuchenden an. Dieses Angebot wurde laut Schulleitung v.a. von Mittelstufen-Schülern rege genutzt.

Das Sprachrohr durfte nach einigen Wochen die leidgeprüfte Familie in Begleitung des Piketleiters Roman Müller (Stadtpolizei) und einer vertrauten Freundin, die als Übersetzerin fungierte, besuchen.

Wir treffen eine äusserst sympathische junge Familie; die Atmosphäre eines völlig normalen, vielleicht gar glücklichen Familienlebens ist noch spürbar. Jäh zerstört durch den schmerzlichen Abschied – noch an der Unfallstelle – von ihrem geliebten Sohn und älteren Bruder. Nach dem schweren Schicksalsschlag durften die Eltern von Afonso jedoch eine überwältigende Anteilnahme erfahren: viele Unbekannte hatten nach vergeblichem Ringen um die richtigen Worte Milch, Brot und Pizze vorbeigebracht, um auf diese Weise ihre Anteilnahme auszudrü- cken. Zutiefst gerührt bedanken sich Afonsos Eltern bei allen Helfern und Unfalltod an der Tösstalstrasse Afonso I. Immer noch, viele Wochen nach dem schrecklichen Unfalltod von Afonso am 23. Juni 2015 sitzt der Schock tief. Die Tragödie, die sich an jenem Tag auf der Kreuzung Tösstalstrasse / Scheideggstrasse ereignete, hat die Familie wie auch Freunde und Bekannte zutiefst erschüttert. Trauer und Fassungslosigkeit beherrschten denn auch die Gespräche unter den Anwohnern. Ein ganzes Quartier zeigte echtes Mitgefühl – sowohl für die Familie wie auch für den Fahrer des Unfallfahrzeuges. Anteilnehmenden für die moralische wie auch finanzielle Unterstützung. Doch lassen wir Afonsos Eltern persönlich zu Wort kommen:

«Wir wollen uns von ganzem Herzen bei allen bedanken, sei es für die tröstenden Worte – gesprochen oder geschrieben – für den stummen Händedruck, wo die Worte gefehlt haben, für alle Zeichen der Liebe und Freundschaft, für die Blumen und Geldspenden und für die Teilnahme an der Trauerfeier. Es tut unendlich gut, zu spüren, dass man im Schmerz nicht allein ist.»

Nicht zuletzt möchte sich die Familie auch beim Piketleiter Roman Müller, dem zuständigen Care-Team unter der Leitung von Peter Schulthess, unterstützt durch die Herren Klaus Meier und Urs Niklaus und bei Frau Brigitte Müller für die einfühlsame Betreuung und das spontane Handeln in kritischen Momenten bedanken.

Grosse Anteilnahme hat auch der unglückliche, kurz vor der Pensionierung stehende Unfalllenker erfahren.

Es ist wohl das schrecklichste Szenario, das einem Chauffeur widerfahren kann, wenn er ohne eigenes Verschulden in Ausübung seines Berufes in eine solche Tragödie verwickelt und letztlich auch zum Opfer wird. «Diese Bilder werden ihn vermutlich sein ganzes Leben verfolgen und es hängt vom Einzelnen ab, ob er sich je wieder davon lösen kann», erklärt Stefan Krähenbühl vom Verband für Unfallopfer RoadCross. «Entscheidend sind das Umfeld in dem Gespräche zu einem wichtigen Ventil werden können sowie die Beziehung zu den Angehörigen des Verstorbenen». Afonsos Vater, der ein gewisses Verständnis für den Lenker des Lastwagens aufbringt, kann dies nachvollziehen. «Ich wünsche keinem Fahrer ein solch schreckliches Ereignis, vor allem wenn er keine Schuld trägt.»

Initiierte Massnahmen

Im Nachgang des Unfalls diskutierte das Stadtparlament über Massnahmen zur Sicherheit an der Unfallstelle. Dazu meint die Verantwortliche für Verkehrssicherheit, Stadträtin Barbara Günthardt-Maier: Ich war erschüttert. Jeder Verkehrsunfall ist einer zu viel; ganz besonders, wenn Kinder als schwächste Verkehrsteilnehmende davon betroffen sind. Darum ist es wichtig, dass die Kinder durch unsere Verkehrsinstruktoren geschult werden, damit sie sich möglichst sicher im Strassenverkehr bewegen können. Der Unfall ereignete sich vermutlich aufgrund unglücklicher Umstände. Sein Hergang wird noch untersucht, ebenso der Bedarf von Sicherheitsmassnahmen. Der fragliche Strassenbereich ist sonst kein Unfallschwerpunkt; die Kinder passieren hier den Schulweg mit Hilfe eines Fussgängerlichtsignals. Der Präsidenten des Quartiervereins Gutschick-Mattenbach, Herr Roland Haller, sieht in einer zusätzlichen Beschilderung (Achtung Schulweg!) Potential, um die Fahrzeuglenker zusätzlich zu sensibilisieren. Eine entsprechende Anfrage bei Stadt und Kanton sei umgehend einzuleiten. Leider war der Präsident der Schulbehörde Seen-Mattenbach, Ruedi Ehrsam, aus terminlichen Gründen für eine Stellungnahme gegenüber dem Sprachrohr hinsichtlich Vorsichtsmassnahmen nicht zu sprechen. Hier wäre eine neue SchulzonenEinteilung (wer geht wo zur Schule?) denkbar. Dadurch bräuchten die Kinder die vielbefahrene Tösstalstrasse nicht mehr zu überqueren, obwohl sich diese hier dokumentierte Tragödie nicht auf dem Weg zur Schule ereignete.

Unangebrachtes Verhalten einer Blick-Reporterin

Ein wenig erfreuliches Verhalten muss einer Reporterin des Blick (Name der Redaktion bekannt) angelastet werden, nachdem sie sich mit vorgehaltenem Blumenstrauss Zugang zur Wohnung der überrumpelten Eltern verschaffte. Erst als sich das Gespräch allmählich auf die Ebene eines Interviews verlagerte, gab sie sich als Journalistin zu erkennen, worauf sie von den Eltern aus der Wohnung gewiesen wurde. Hiermit möchte sich das Sprachrohr von solch unseriösem Vorgehen entschieden distanzieren. Mögen wir alle Afonso ein gutes Andenken bewahren und seinen Eltern von ganzem Herzen wünschen, mit der Zeit über all das Leid hinwegzukommen. Die Redaktion des SR schliesst sich dem Dank der Eltern an und hofft künftig auch in weniger tragischen Fällen über Zusammenhalt und Nachbarschaftshilfe berichten zu können.

CHRISTOPHER GAFNER, REDAKTIONSLEITER

STADTKREISZEITUNG WINTERTHUR-MATTENBACH «SPRACHROHR»

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