Es ist wieder soweit – am 20. Oktober 2019 stimmt das Stimmvolk von Winterthur wieder darüber ab, ob das 50-Meter-Becken im Freibad Geiselweid zur Winterzeit, neu mittels Traglufthalle genutzt werden kann oder nicht. Die Überdachung des Schwimmbeckens ist seit Jahren aktuell, weil im Winter zu wenig Becken zu Verfügung stehen und ein neues Hallenbad, angesichts der
finanziellen Herausforderungen der Stadt Winterthur, auch in naher Zukunft nahezu unmöglich erscheint. 2012 scheiterte die Erste Idee einer Überdachung, damals mit einem ausziehbaren Schiebedach – dem Cabriodach, trotz städtischer Unterstützung an der Urne. Nach wie vor befinden sich die involvierten Beteiligten damit im Konsens, dass zur Winterzeit ein zu grosser Mangel an Wasserflächen vorliegt und dringlicher Handlungsbedarf besteht. Doch die Lösungen bleiben sehr umstritten.

Um was geht es?

Das 50-Meter Becken im Geiselweid soll jeweils von Anfang Oktober bis Ende März mit einer Traglufhallte überdacht und unter Mithilfe der Wassersportvereine auf- und abgebaut werden. Das Bauprojekt rechnet mit jährlichen Kosten von 460’000 Franken für Finanz-, Unterhalts-, Energie- und Personalkosten. Die Halle werde über einen neuen Ausgang bei den Garderoben für Lehrkräfte erschlossen sowie über einen Zelttunnel über den bestehenden Fussweg. Zusätzlich werden im Winterhalbjahr WC- und Duschcontainer aufgebaut und mit einem Heissluftgebläse geheizt. Im Projekt wird mit 90 Betriebsstunden gerechnet, davon sollen 50 Stunden beaufsichtigt werden. Die restlichen 40 Stunden sind für Schulen und Sportvereine vorgesehen, die die Beaufsichtigung selber organisieren. Die Anlagekosten belaufen sich laut Mitteilung auf 2,485 Millionen Franken. 200’000 Franken gab der Stadtrat bereits für die Projektausarbeitung frei. Der Kanton wird sich mit rund 15 Prozent oder 370’000 Franken an den Investitionskosten beteiligen. Das Geld soll aus dem Sportfonds entnommen werden. Der Verein Traglufthalle Winterthur, dem auch die Wassersportvereine angehören, steuert weitere 50’000 Franken bei.

Die Rolle des Stadtrats

Der Stadtrat ist sich bewusst, dass seit Jahren schon zur Winterzeit ein grosses Manko an nutzbaren Wasserflächen besteht und, dass der Bau eines neuen Hallenbads, angesichts der finanziellen Lage der Stadt, in den nächsten Jahren undenkbar ist. Bereits im 2012 unterstützte der Stadtrat die Cabriodach Vorlage, die damals das Freiluftbecken mit einem ausziehbaren Dach überdecken sollte, letztlich scheiterte die Vorlage aber an der Urne.

Die Idee nun das Becken mit einer Traglufthalle zu überwintern sei nach wie vor naheliegend für den Stadtrat. Doch letztlich wäre der Energieaufwand für die Traglufthalle zu gross, sodass der Betrieb einer solchen Halle sich mit den klimapolitischen Zielen kaum verschmelzen liesse. Weiter fügt er hinzu, dass die Fortschritte in der Wärme- und Dämmtechnik mit Folien zwar markant weiterentwickelt hat, zum aktuellen Zeitpunkt aber noch immer nicht den geforderten Standards genüge und empfiehlt daher die Vorlage Traglufthalle abzulehnen.

Argumentkatalog der Befürworter und Gegner

Der Argumentkatalog bei Befürwortern wie Gegnern ist seit Beginn der Diskussion im 2011 unverändert. Während die Gegner auf den hohen Energieverbrauch und dem Widerspruch zu den klimapolitischen Zielen der Stadt hinweisen, argumentieren die Befürworter mit einem Bauprojekt der neuen Generation, welche doppelt so gute Dämmwerte wie frühere Produkte sowie auf deren Umweltverträglichkeit bzw. den Betrieb mit grüner Energie hinweisen. Gleiches beim Preis. Die Gegner bemängeln die hohen Investitionskosten von 2.4 Millionen Franken sowie die jährlichen Betriebskosten über Fr. 460’000; während die Befürworter diesen im Vergleich zu einem neuen Hallenbad massiv relativieren. Für die einen eine Lösung mit unzähligen Synergien und Win-Win Situation, für Andere wieder, insbesondere aus Quartierperspektive, ein Eingriff in die optische Ästhetik, da rund um das «Geisi» herum «schützenswerte Siedlungen stehen, die städtebaulich stark beeinträchtigt würden» und Schutzauflagen für die privaten Eigentümer ad absurdum führen Badegäste vom Breiten und Spitzensport deren Vereine mit all Ihren professionellen Nachwuchsförderungen stossen schon lange an Ihre Grenzen. Die Nachfrage an Wasserflächen, sicherlich auch den guten sportlichen Resultaten der Vereine geschuldet, nimmt kontinuierlich zu. Nach grossem Hin und Her im politischen Prozess kommt es nun zum zweiten Versuch, das Freiluftbecken im Freibad Geiselweid zur «Saisonszeit» zu überdachen. Einig sind Sie sich alle, dass gehandelt werden muss, nur das Wie ist nach wie vor sehr umstritten. So umstritten, dass ein weiteres Mal der Winterhurer Souverän entscheiden muss.