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Eine „Gondelibahn“ als  zukünftiges Personen-Verkehrsmittel für  die Stadt?  Weltfremde Utopie mögen die einen denken, andere sehen darin eine innovative Lösung zu Winterthurs chronischer Verkehrsüberlastung. Die Kontroversen darüber können denn auch nicht unterschiedlicher sein. Ob und wie eine urbane Seilbahn den Verkehrsstau in Winterthur entlasten kann,  diese Frage diskutierte das Podium, das vom Maturanden Serafin Fürbringer, Kantonsschule Büelrain,  anlässlich seiner Maturaarbeit zum Thema ‚Urbane Seilbahn in Winterthur’ initiiert wurde.  Mit Prof. Dr. Weidmann, Institut für Verkehrsplanung und Transportsysteme ETH Zürich, CEO der Firma Garaventa AG, Istvan Szalai, wohnten zwei prominente Seilbahn- Experten der Diskussion bei. Komplettiert wurde die Gesprächsrunde mit aktuellen und ehemaligen Mitgliedern der parlamentarischen Baukommission.

Zusammenfassend lässt sich sagen:

  • Das Podium war sich einig, dass Leistungsstärke und Transportgeschwindigkeit einer Seilbahn einem Stadtbus gleichkommen kann.
  • Darüber hinaus sind massiv kleinere Kosten als beim Ausbau einer Bus- oder Tramlinie zu erwarten.
  • Die Realisierung in Winterthur angesichts der heutigen Ausgangslage, lässt sich nur schwer vorstellen.
  • Es ging primär darum, in einer Debatte alternative Lösungen anzugehen, denn Winterthur braucht dringend innovative Konzepte, um dem drohenden Verkehrskollaps zu begegnen.

Gemäss Prof. Weidmanns Referat hängt der Erfolg bereits mit der adäquaten Planung der Siedlungsgebiete zusammen. Eine ideale Voraussetzung für den Einsatz einer Gondelbahn hätte das geplante Zentrum Neuhegi darstellen können. Hier hätte mit Erfolg eine Gondelbahn als alternatives Verkehrsmittel von Anfang an in die Planung miteinbezogen werden können.

Das Podium schien jedoch mehrheitlich der Auffassung zu sein: eine urbane Luftseilbahn könne keine Buslinien ersetzen, vielmehr könnte dieses Transportmittel die bestehenden Verkehrssysteme entlasten oder allenfalls für touristische Zwecke zum Einsatz kommen. Christa Benz, Gemeinderätin (SP) votiert: „ Winterthur ist eine Museumsstadt, wieso also nicht die Museen untereinander via Gondelbahn verbinden“?  Reto Diener (Grüne) kann sich eine sinnvolle Luftseilbahn- Verbindung zwischen dem Hauptbahnhof und dem Bruderhaus vorstellen, könnte sie doch die Region vom lästigen Individualverkehr befreien. Voraussetzung wäre jedoch, dass sie mit sauberer Energie betrieben wird. Insgesamt räumt er einer urbanen Luftseilbahn keine grossen Chancen ein, auch nicht als Alternative zu Winterthurs täglichem Verkehrschaos. Diese Ansicht wurde auch im Publikum vertreten. So innovativ die Idee auf den ersten Blick erscheint, so vermag auch ein Verkehrsplaner der Stadt Winterthur (Stimme aus dem Publikum),  in diesem Projekt, keinen Durchbruch hinsichtlich einer sinnvollen Verkehrsentlastung erkennen. Zudem zweifelt er daran, dass mit diesem Konzept kein politischer Konsens erzielt werden kann. Winterthur sei nur zu den Stosszeiten vom Verkehr überlastet, während der übrigen Zeit, wäre dieses neue Verkehrsmittel vermutlich nicht ausgelastet.
Etwas differenzierter beurteilt der FDP Gemeinderat David Schneider das Vorhaben: „ Winterthur benötigt innovative Ideen und neue Lösungen und grundsätzlich einen Paradigmenwechsel in der zukünftigen Verkehrsplanung.

Ganz neu ist der Einsatz von Seilbahnen auch in der Schweiz nicht. Während diverse Seilbahnen in südamerikanischen Grossstädten höchst erfolgreich ganze Quartiere mit den Stadtzentren verbinden, so kennt man Standseilbahnen als leistungsfähige Transportmittel auch hier seit langem in Zürich (Poly-Bahn), Bern (Marzilibahn), Biel (Biel-Evilard), Lugano (Hauptbahnhof- Stadtzentrum) wie seit ein paar Jahren die neu erstellte Métro Lausanne-Ouchy.

Dass Luftseilbahnen grosse Menschenansammlungen bewältigen können, bewiesen entsprechende Einrichtungen anlässlich von Welt- oder Landesausstellungen. Zudem haben wir gerade in der Schweiz ein beachtliches Know-how in Planung und Bau von Seilbahnen aller Art.