Homeschooling: Die Schüler lernen gerade fürs Leben
Die gegenwärtige Pandemie hat unseren Alltag komplett auf den Kopf gestellt. Das bekommen u.a. auch die Kinder zu spüren: kein Schulunterricht mehr, kaum Freizeitaktivitäten und der Kontakt zu Freunden ist oft stark eingeschränkt oder gar unmöglich geworden.
Damit die Schüler trotzdem unterrichtet werden können, mussten sich die Verantwortlichen und Erzieher neue Schulmethoden ausdenken, Eltern und Schüler sich ihrerseits auf neue Routinen einstellen. Seit Freitag dem 13. März sind die Schulen geschlossen und eine schnelle Rückkehr ins Klassenzimmer, zum gemeinsamen Mittagessen, zu Sportanlässen oder Klassenfahrten sind eher unwahrscheinlich.
Inzwischen wurden alternative Lehrkonzepte entwickelt, u.a. das sog. homeschooling. Dieser etwas fragwürdige Begriff umschreibt den inzwischen notwendig gewordenen Heim- oder Fernunterricht, der seinerseits erhebliche Anforderungen an die häusliche Infrastruktur, Selbstdisziplin und Arbeitsorganisation stellt.
Corona sorgt für Innovationsschub
Die Mattenbacher Schulen werden noch digitaler. Mit diesem Versprechen will das Erziehungsdepartement die Schulen ins 21. Jahrhundert katapultieren. Allein in Winterthur wurde ein Millionenbetrag in digitale Infrastruktur und Geräte investiert. Während man anderswo noch mühsam Kabel verlegt, sind die Winterthurer Schulen bereits ans Glasfasernetz angeschlossen und die meisten Unterrichtsräume mit WLAN und digitalen Wandtafeln ausgestattet. Dank educanet sollten die Winterthurer Schulen über ein Datenschutz-sicheres und leistungsfähiges Kommunikationsmittel verfügen. Leider sind hier die Meinungen geteilt, was zur Folge hatte, dass praktisch jede Schule eine eigene Softwarelösung eingeführt hat.
Anforderungen im Alltag
Während Eltern über die Doppelbelastung
hinsichtlich home office und home schooling klagen, sorgte die schnelle Umstellung
auf digitalen Unterricht bei manchen Lehrern für einiges Kopfzerbrechen. Dazu
kommt, dass der persönliche Kontakt verloren geht, man bloss noch Anweisungen
übers Netz jagt und spontane Rückmeldungen, wie sie im Klassenzimmer geschehen,
völlig ausbleiben.
Auch Videokonferenzen sind längst nicht so effizient wie ein persönliches
Gespräch. Zudem verstehen sich längst nicht alle Jugendlichen als „Digital
Natives“ und nicht jeder und jede ist automatisch mit der Vielfalt an
Videoprogrammen vertraut, ganz zu schweigen von Kompatibilitätsproblemen.
Gleiche Chancen für alle
Während man in den Klassenzimmern für grösstmögliche Chancengleichheit sorgen kann, ist dieser Umstand in vielen privaten Haushalten nicht unbedingt gegeben. Unter welchen Voraussetzungen können die Kinder lernen und welche Unterstützung wird ihnen zu Hause zuteil? Hat ein Kind ein eigenes Zimmer, wo es ungestört seine Aufgaben erledigen kann ohne kleinere Geschwister, die für permanente Ablenkung sorgen. Wer überwacht die Arbeitsdisziplin und kann bei kniffligen Problemen Unterstützung geben? Dazu kommt, dass bei einkommensschwachen Familien nicht von vorneherein vorausgesetzt werden kann, dass modernste Geräte mit den neuesten Softwarelösungen bereitstehen und dass jedes Kind seinen eigenen Rechner hat.
Um Härtefälle etwas zu entschärfen hat man für einzelne Schüler eine Notbetreuung eingerichtet und leere Klassenzimmer reserviert, wo man sich auf Prüfungen vorbereiten kann. Einig sind sich die meisten Lehrpersonen, dass als Folge der Schliessung von Schulen die sozialen Gräben nicht vertieft werden dürfen. Deshalb hofft man auf eine baldige Wiederaufnahme des regulären Schulbetriebes.