Was haben Pflanzen mit einem mensch­lichen Gemeinwesen, was eine Blumenwiese mit einer Stadt gemein

Gastbeitrag von Mario Schaub

Titelgeschichte_Bild2Was haben Pflanzen mit einem mensch­lichen Gemeinwesen, was eine Blumenwiese mit einer Stadt gemein?

Wie alle Organismen haben auch Städte ihre eigenen Lebensbedürfnisse. Aus der Geschichte unserer Stadt lassen sich verborgene Muster mit Hilfe von Zeigerwerten sichtbar machen, die man in dieser Form in der Pflanzenwelt verwendet. Diese Zeigerwerte sind beispielhaft  anwendbar für jeden Ort, jede Familie, jede Person, auch für Sie persönlich.

Im Zusammenhang mit der 750-Jahr-Feier Stadtrecht Winterthur werden wir für den interessierten Leser eine lose Serie von Beiträgen veröffentlichen, die sich mit der geschichtlichen, sozialen, politischen und industriellen Entwicklung Winterthurs auseinandersetzen. Wir versuchen dabei ein paar Erklärungen im Zusammenhang mit der Entwicklung unserer Stadt zu finden und dem was Winterthur heute ausmacht. Ob ein Biotop oder ein sozio- ökonomisches Gebilde gedeihen können und wie sie sich entwickeln, hängt jeweils von vielen Umweltfaktoren ab. Ein direkter Vergleich zwischen Pflanzenwachstum und dem Wachstum einer Stadt scheint da gar nicht so abwegig.

Aber lassen wir dazu Mario Schaub zu Wort kommen. Er hat sehr viel über Winterthur recherchiert und eine Stadtbiographie «Unsere Stadt Winterthur / Sieben Schlüssel für Erfolg oder Niederlage» verfasst:
In Winterthur zu leben ist etwas Besonderes. Mir als Pflanzenliebhaber und Geschichtsinteressiertem bietet das Leben in dieser Stadt eine schier unerschöpfliche Fülle von Fakten und Eindrücken.

Stellen Sie Sich vor. Jemand stellt mir ein Stück Land zur Verfügung, das ich nutzen darf. Ich pflanze Kohl an, aber der wächst nicht. Ich probiere es mit Brokkoli: kein Erfolg. Schliesslich versuche ich es mit Spargel, der zu meiner Freude spriesst. Was ist passiert? Ich habe meinen Spargel in sandigen Boden gepflanzt und siehe da – es funktioniert. Was aber hat dies mit dem Wachstum einer Stadt zu tun, werden Sie sich fragen. Auch Städte gedeihen nur in einem günstigen Umfeld, seien es politische, wirtschaftliche oder klimatische Faktoren.

1980 kam ich als Ausländer nach Winterthur, sprach nur Hochdeutsch und litt zuweilen unter einem gewissen Kulturschock. Viele zugereiste Menschen können  das bestimmt nach­vollziehen, nachdem sie sich mit der hiesigen Mentalität auseinandersetzen mussten. Heute spreche ich Züridüütsch, bin inzwischen Schweizer Bürger und habe unsere Stadt lieben und schätzen gelernt, und diese Stadt hat es mir heimgezahlt, indem sie mir zu einem neuen Zuhause und zu einer neuen Heimat geworden ist. Meine intensiven Recherchen haben sehr viel zu einem umfassenden Verständnis beigetragen, denn man kann nur lieben, was man kennt.

Auch die Stadt Winterthur hat sich durch all die Jahrhunderte gewandelt, sich den stetig wechselnden Herausforderungen gestellt, bis sie innerhalb des Kanton Zürich sowie der Schweiz eine besondere Stellung eingenommen hat.
Anfänglich lehnte sich die Stadt gegen ihre Gründer auf, kämpfte gegen die 200 Jahre dauernde habsburgische Herrschaft und musste schliesslich lernen, ihren Platz in der Eidgenossenschaft zu behaupten. Während
dieser Zeit hat Winterthur vieles zum Wohl dieses Landes beigetragen dank Erfindungen, Visionen, Indus­trien, Handel, Politik. Seine Kreativität zeigte sich auch im Religiösen, der Musik, dem Schulwesen, sozialen Einrichtungen u.v.a.

In den kommenden Ausgaben wird
Mario Schaub im Detail über histo­rische Zusammenhänge wie auch aktuelle Situationen berichten. Dabei sollen  Entwicklungschancen im Zusammenhang mit unserer biologischen Umwelt erklärt werden.
«Was gedeiht in Winterthur besonders gut? Was können wir anpflanzen, was ernten?» Egal ob wir hier seit 40 Jahren oder erst seit zwei Wochen wohnen.

Vielleicht möchten wir als Ausländer nächstes Jahr wieder in unsere angestammte Heimat gehen. Egal. Wir können auch nur für kurze Zeit etwas säen, investieren, pflanzen. Das soll Freude machen und auch etwas für uns persönlich bringen. Der Einsatz wird sich lohnen.

Wie das gelingen könnte, darüber mehr in den nächsten Ausgaben.

Mario Schaub.

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