Wenn grosse Bäume gefällt werden…

In meiner Nachbarschaft steht ein grosser Baum, alt und würdevoll. Seine mächtige Krone hat Jahrzehnte überdauert, doch nun soll er gefällt werden. Diese Nachricht schmerzt. Bäume sind mehr als blosse Pflanzen – sie spenden Schatten, Sauerstoff und Ruhe. Sie sind Zeitzeugen, mit denen wir uns verbunden fühlen. Ihr Verlust berührt, weil er uns die Endlichkeit vor Augen führt und eine Lücke hinterlässt, die nur langsam wieder gefüllt werden kann.

Dieser majestätische Silberahorn an der Eisweihersstrasse ist von einem Parasiten befallen und muss deshalb gefällt werden.
Bild: Raffaela Spataro

Doch dieser Verlust steht nicht für sich allein. Stadtgrün Winterthur verfolgt ein klares Ziel: einen nachhaltigeren, klimaresilienteren Baumbestand im Siedlungsraum zu schaffen. In den kommenden Wintermonaten pflanzt die Stadt 125 Jungbäume – als Ersatz für die 118 Bäume, die aus Sicherheitsgründen gefällt werden müssen. Diese Fällungen betreffen vor allem kranke, geschwächte oder beschädigte Bäume, bei denen ein Risiko für Menschen oder Gebäude besteht.

Die über 16.000 Bäume in Winterthurs Parks und Strassen werden regelmässig untersucht. Fachleute prüfen sie auf Pilzbefall, Fäulnis und andere Schäden. Dabei wird jeder Baum, der nicht mehr stabil und vital ist, gefällt – eine Massnahme, die schwer fällt, aber unvermeidbar ist. Auffällig ist in diesem Jahr der hohe Anteil an Birken. Diese Pionierbäume sind besonders anfällig für Pilzbefall und brüchig, weshalb sie häufig gefällt werden müssen. Doch die Stadt sorgt vor: Am gleichen oder einem geeigneteren Standort werden widerstandsfähige Jungbäume gepflanzt.

Im Rychenbergpark wird eine alte Hängebirke ersetzt, im Brühlgutpark muss eine Blutbuche weichen, und im Adlergarten steht ein geschwächter Feldahorn auf der Fällliste. Doch an jedem dieser Orte entsteht Neues: Bäume, die besser an den Klimawandel angepasst sind und das Stadtbild Winterthurs in Zukunft bereichern werden.

Die Arbeit von Stadtgrün zeigt: Der Verlust alter Bäume ist zwar ein schmerzlicher Einschnitt, doch er ist auch der Beginn eines neuen Kapitels. Es bleibt die Hoffnung, dass diese jungen Bäume in den kommenden Jahrzehnten zu neuen Zeitzeugen heranwachsen und kommenden Generationen ein Stück Natur in der Stadt schenken.

Ein Baum hat eine vielfältige symbolische Bedeutung, die je nach Kultur und Kontext variieren kann. Zu den häufigsten symbolischen Bedeutungen eines Baums gehören:

Leben und Wachstum: Der Baum steht für das Leben selbst, für Wachstum, Entwicklung und Beständigkeit. Seine Wurzeln verankern ihn tief in der Erde, während seine Krone dem Himmel entgegenstrebt – ein Sinnbild für Verbindung und Balance.

Stärke und Stabilität: Ein Baum ist ein Symbol für Stärke, Widerstandskraft und Beständigkeit. Er trotzt Winden, Wetter und Zeit, bleibt fest verwurzelt und gibt Halt.

Erneuerung und Wandel: Durch den jährlichen Zyklus von Blühen, Wachsen und dem Loslassen der Blätter symbolisiert ein Baum den Kreislauf des Lebens und die ständige Erneuerung. Verbundenheit und Gemeinschaft: Ein Baum ist ein Lebensraum für viele Lebewesen und symbolisiert die Verbundenheit von allem Leben. Seine Wurzeln, Äste und Blätter erinnern an Netzwerke und Beziehungen.

Weisheit und Wissen: In vielen Kulturen steht der Baum – wie der «Baum des Lebens» oder der «Baum der Erkenntnis» – für Weisheit, spirituelles Wachstum und tiefe Einsichten.

Ein gefällter Baum kann deshalb das Gefühl vermitteln, dass etwas Wertvolles verloren geht – nicht nur ein Stück Natur, sondern auch ein Sinnbild für Halt, Leben und die Verbindung zu etwas Grösserem.
Text: Raffaela Spataro