Stadt Winterthur Panorama, Sicht auf Winterthur
Panorama Stadt Winterthur Bildquelle: Stefan Kubli, Standortförderung winterthur

Eine nicht alltägliche Reise durch die Stadt

«Natürlich», werden Sie vielleicht sagen, «ich wohne ja hier!»
Dennoch möchten wir Sie auf einen nicht alltäglichen Stadt-Spaziergang mitnehmen.
Im Zuge der 750-Jahr-Feier lädt Winterthur-Tourismus unter dem Motto «Wir sind Winterthur» noch bis Ende Oktober Einheimische sowie interessierte Gäste zu Stadtführungen mit Schwerpunktthemen ein. Ob alteingesessen oder neu hinzugezogen, haben Sie die Möglichkeit, mehr über die Stadt zu erfahren, in der Sie leben.

Um einen kleinen Einblick in die Welt abseits der täglichen Ereignisse zu vermitteln, macht Herr Norbert Jeck von Winterthur-Tourismus an einem sonnigen Samstagvormittag Anfang September eine kleine Gruppe Interessierter mit Werken und Ideen noch aktiver herausragender Persönlichkeiten der Stadt bekannt.
Gestartet wird beim Bahnhof mit seinem Velopark, der Platz für 800 Fahrräder bieten soll und wo man vom gewöhnlichen Drahtesel bis zum modernen E-Bike alle derzeit erhältlichen Modelle mieten kann. Was weiter nicht erstaunt, ist Winterthur doch die Schweizer Velostadt schlechthin.

Erste Station auf unserer Erkundungstour ist das städtische Bauamt, in dessen Eingangshalle sich ein einzigartiger Besprechungstisch befindet. Das aus mehreren Teilen zusammengesetzte Tischblatt repräsentiert in seiner Form die Umrisse der einzelnen Stadtquartiere. Einmalig dürfte auch ein Modell der Stadt Winterthur im Massstab 1:500 sein, auf welchem jedes einzelne Gebäude innerhalb der Stadtgrenzen aus Holz nachgebildet ist; dieses beeindruckende Modell wird zudem laufend auf den aktuellen Stand gebracht.

Hier macht uns Norbert Jeck anhand einer Bildergalerie auf den Fotografen Christian Schwager aufmerksam. Der Künstler mit seiner Erstausbildung zum Elektroniker hatte sich auch als Landschaftsgärtner und Alphirt versucht, bevor er eine langjährige Ausbildung zum Fotografen absolvierte. Der in Winterthur ansässige Fotograf hat sich als Ausstellungsmacher und ebenso als Autor von kritischen Fotobänden (u.a. Liebliches Bosnien, Falsche Chalets, Fotodokumentation der Deponie Bonfol) über die Stadtgrenzen hinaus einen Namen gemacht. Einige seiner Bilder mögen auf den ersten Blick unproblematisch erscheinen, kennt man aber die Hintergründe, so tun sich dem Betrachter oft beklemmende Hintergründe kund. Christian Schwager dokumentiert zudem im Auftrag sowohl der Stadt als auch privater Bauherren als Architekturfotograf herausragende Bauvorhaben. Viel Wissenswertes über Christian Schwager lässt sich auch im Internet unter www.christianschwager.ch nachlesen.

Wussten Sie, dass das erste bezahlbare Liegevelo der Schweiz in Winterthur weiterentwickelt und produziert wurde?
Unser zweiter Besuch gilt der Firma Fateba an der Turmhaldenstrasse. Deren Gründer, Alois Bachmann und Markus Hänni, haben die amerikanische Erfindung für den Schweizer Markt weiterentwickelt und konnten sie bald erfolgreich im Direktvertrieb anbieten. Nach anfänglichen Vorbehalten von Seiten der Behörden hat sich das Long Bike eine beachtliche Fan-Gemeinde geschaffen. Obwohl anfänglich etwas gewöhnungsbedürftig, sollen sich diese Liegevelos relativ mühelos lenken lassen. Mit Unterstützung eines Elektromotors oder dank eigener Muskelkraft lassen sich beachtliche Distanzen mit verblüffender Geschwindigkeit bewältigen. Ein Team von Studenten der ETH Zürich visiert sogar einen Weltrekord an: Die Distanz von 100 Kilometern in nur einer Stunde zu bewältigen!

Ausser Liegevelos führt Fateba auch die üblichen Fahrräder für jedermann.
Eine weitere amerikanische Erfindung, das BMX (Crossvelo), hat nicht zuletzt dank ausgiebiger Tüftlerarbeit durch den Mechaniker Sven Kilchenmann auch in der Schweiz eine ungeahnte Beliebtheit erreicht. Hier sei unter anderem auch an den Cross-Welt- und Europameister Roger Rinderknecht erinnert der sich neben seiner sportlichen Karriere mit viel Engagement für den Nachwuchs einsetzt. In diesem Zusammenhang ist das Projekt eines Skill’s Park auf dem Sulzer Areal zu erwähnen.

Eine etwas ausgefallene Idee präsentiert uns Norbert Jeck einige Schritte weiter in einer Halle der ZHAW mit einem Fahrzeug, das auf der Strasse sozusagen fliegen soll. Arnold Wagner, ein weiterer herausragender Zeitgenosse, hat einen so genannten Monotracer, ein zweirädriges Einspurfahrzeug, das einem verschalten Motorrad mit hinten angeordnetem Seitenleitwerk gleicht, entwickelt. Das Gefährt bietet zwei Personen Platz und soll mit bis zu 380 km/h durch die Gegend «fliegen». Angetrieben wird der Monotracer wahlweise mit einem so genannten Kugel- oder einem Elektromotor; dabei wird ein Aktionsradius von 800 km erreicht.

Nebst seiner Erfindertätigkeit war Arnold Wagner in seinem Berufsleben Militär- und Swissairpilot. Mit seinem umfassenden Wissen war er auch an der Entwicklung des so genannten Acrostar, eines speziell für den Kunstflug gebauten Flugzeuges, beteiligt.
Mehr über den Monotracer und Arnold Wagner können Sie unter:
www.monotracer.com erfahren.

Wir spazieren wieder zurück in die Altstadt. In einer Mansarde über dem Bücherladen von Daniela Binder an der Obergasse begann Peter Stamms zunächst etwas zäher Aufstieg zum anerkannten und erfolgreichen Schriftsteller. Als freier Autor und Journalist veröffentlichte Stamm verschiedene Romane und Erzählungen wie «In fremden Gärten», «Sieben Jahre», «Seerücken» und viele mehr. Sein Romanerstling «Agnes» ist inzwischen an den Gymnasien in Baden-Württemberg sogar Pflichtlektüre. Nach seiner KV-Lehre und einem Studium in Anglistik, Psychologie und Psychopathologie reiste er um den ganzen Globus und hielt Lesungen u.a. in China, Russland, Mexiko und Iran. Während einiger Zeit bekleidete er ausserdem das ehrenvolle Amt eines Mainzer Stadtschreibers.

Letzte Station unseres Streifzugs durch Winterthur auf der Suche nach namhaften Zeitgenossen ist der Kirchplatz.  
Im willkommenen Baumschatten nimmt ein Teil unseres Grüppchens gleich auf dem anvisierten Kunstwerk selber Platz. Nach einem skurrilen Rechtsstreit wurde 2008, nur einen Steinwurf von der Kirche entfernt, aber doch bereits auf städtischem Hoheitsgebiet, eine Sitzbank des Allround-Künstlers Erwin Schatzmann aufgestellt. Der oft etwas kontrovers diskutierte Maler, Bildhauer und Designer von Kleidern, Möbeln und Gartenanlagen hat aus der Krone einer alten Eiche vom Rosenberg eine Sitzbank mit verschiedenen Tierköpfen geschnitzt. Den Auftrag dazu wurde ihm von einer Winterthurerin zum Gedenken an ihren verstorbenen Lebensgefährten erteilt.
Sein Projekt «Ein See für Winterthur» löste in den 90er-Jahren des letzten Jahrhunderts ein beachtliches Medienecho aus, indem er auf dem Gebiet der Stadt das Anlegen eines oder mehrerer Seen als Naherholungsgebiet gefordert hatte. Zudem haben sein Glaubensbekenntnis zum Christlichen Atheismus und die Aussage, dass jeder Glaube ein Verfalldatum habe, da und dort Verwirrung gestiftet.
In Schatzmanns «Morgenland» kann man sich übrigens selber gewisse Fertigkeiten aneignen. Vielleicht wagen Sie einmal einen Gang ins Morgenland am Winterthurer Stadtrand, um sich von unzähligen Skulpturen und einer alternativen Lebensform inspirieren zu lassen.
Auf www.erwinschatzmann.ch können Sie sich detailliert über Leben und Werk des Winterthurer Künstlers informieren.

Möchten Sie mehr über Gegenwart und Vergangenheit unserer Stadt wissen, versteckte und der Öffentlichkeit unzugängliche Winkel und Schätze entdecken, sind die Führungen mit den unterschiedlichsten Themenschwerpunkten eine nachhaltige Bereicherung. Erfahren Sie, was sich seit der Verleihung des Stadtrechtes durch Rudolf von Habsburg im Jahre 1264 bis heute innerhalb der Stadtgrenzen so alles zugetragen hat. Lernen Sie wichtige Zeitzeugen und deren Werke im Zusammenhang mit unserer Stadt kennen.
Bei einem gemütlichen Altstadtbummel oder einem Streifzug durch das Quartier der Architekten, Fabrikanten, Kunstsammler und Theaterschaffenden können Sie viel Wissenswertes über das kulturelle Schaffen in unserer Stadt erfahren.

Vielleicht möchten Sie eher durch Gartenanlagen und Parks spazieren und dabei mancherlei über die ehemaligen Besitzer wissen, oder Sie begeben sich gar auf Spurensuche nach einstigen Dieben, Dirnen, Mördern und Henkern.
Winterthur Tourismus bietet Ihnen aus Anlass des Jubiläums bis Ende Oktober noch einige spezielle Führungen neben dem üblichen Programm. Informieren Sie sich im Tourist Office beim Bahnhof oder im Internet unter: www.winterthur-tourismus.ch. Sie können sich auch als Gruppe zu privaten Führungen anmelden.

Bildquelle: Fotograf: Stefan Kubli, Standortförderung winterthur