Cabriodach – Ja zur Traglufthalle?

Winterthur ist im Breiten- und Spitzensport eine echte Sportstadt mit beachtlichen Erfolgen in Schweizer- und Weltmeisterschaften. Seit längerem herrscht allerdings zur kalten Winterzeit ein erhebliches Manko an Wasserflächen.  Elitesportler und Amateure treffen auf widrige Trainingsbedingungen bzw. die Bevölkerung auf permanent überfüllte Bäder. Naheliegend ist, das Freibad Geiselweid zu überdecken, aber wie? Eine beheizte Traglufthalle im Winter soll Abhilfe schaffen.

Im September 2012 wurde die umstrittene Idee eines Cabriodachs vom Winterthurer Stimmvolk verworfen. Einen neuen Versuch startete ein Initiativkomitee aus Sport und Kultur im Jahr 2016 mit einer kommunalen Volksinitiative «Geiselweid – Traglufthalle im Winter». Der Stadtrat wollte oder konnte die Initiative hauptsächlich aus ökologischen und finanziellen Gründen nicht mittragen und empfahl dem Gemeinderat, diese abzulehnen. Der Gemeinderat hingegen folgte dieser Empfehlung nur bedingt und verabschiedete in seiner Debatte einen Gegenvorschlag, welcher sich nur minimal von der ursprünglichen Volksinitiative unterschied, und beauftragte somit den Stadtrat, nach einer abgeänderten Lösung zu suchen. Nun liegt ein neues bzw. abgeändertes Bauprojekt vor, zusammen mit einem Kreditantrag über 2,285 Millionen Franken. Der Gemeinderat wird nun über diesen Kredit im ersten Quartal 2019 entscheiden müssen. Bei einem Ja können die Wasssersportler im Winter 2020 endlich aufatmen.

Ist die einzig rasche Lösung ein neues Hallenbad?

Eine rasche Lösung des Hallenbadproblems in der Region Winterthur wäre aus Sicht des Stadtrats einzig möglich, wenn sich eine oder mehrere der umliegenden Gemeinden gemeinsam zum Bau eines neuen Hallenbades entschliessen würden. Ansonsten bleibt ein zweites Hallenbad in Winterthur auf der langfristigen Wunschliste der Stadt. Der Gemeinderat folgte dieser Empfehlung nur bedingt und verabschiedete einen Gegenvorschlag, welcher sich nur minimal von der eigentlichen Initiative unterschied. Dieser umging die energiepolitischen Bedenken des Stadtrats bzw. die kantonalen gesetzlichen Vorschriften der Fernwärme mittels alternativer Energieträger.

Gemeinderat beschliesst Gegenvorschlag

 «Die Stadt überdeckt das Sportbecken im Freibad Geiselweid im Winter mit einer Traglufthalle, um das Manko an Wasserfläche während der kalten Jahreszeit zu beheben. Die Traglufthalle wird jeweils im Herbst auf- und im Frühling abgebaut. Die Beheizung erfolgt mit KVA-Fernwärme oder mit einem erneuerbaren Energieträger wie zum Beispiel Holzschnitzel, Holzpellets oder Biogas.»

Der Stadtrat hat daraufhin ein Bauprojekt inklusive Kostenschätzung ausarbeiten lassen. Die Traglufthalle wird unter Mithilfe der Wassersportvereine jeweils Anfang Oktober auf- und Ende April wieder abgebaut. Die Erschliessung erfolgt über einen neuen Hallenbadausgang bei den Lehrpersonengarderoben und weiter mittels eines Zelttunnels über den bestehenden Fussweg. Direkt beim Traglufthallen-Eingang werden jeweils im Winterhalbjahr ein WC- und Duschcontainer sowie ein Container mit einem Heissluftgebläse aufgebaut. Das Heissluftgebläse sorgt für den notwendigen Überdruck, der die Traglufthalle von innen her «trägt», und dient gleichzeitig als Heizung.

Im vorliegenden Bauprojekt wurde mit einer Traglufthalle der neusten Generation geplant, hiess es in einer Medienmitteilung der Stadtkommunikation. Diese verfügt über einen doppelt so guten Dämmwert wie frühere Produkte. Auf den beiden Stirnseiten sorgen lichtdurchlässige Folien für eine deutlich verbesserte Aufenthaltsqualität.

Die Beheizung der Traglufthalle und des Badwassers erfolgt mittels Fernwärme aus der Kehrichtverwertungsanlage über den bestehenden Fernwärmeanschluss. Da im Kanton Zürich die Beheizung von Traglufthallen nur mit erneuerbaren Energieträgern oder mit nicht anders nutzbarer Abwärme erlaubt ist, wird die bezogene Fernwärme mit dem Kauf von Biogas-Zertifikaten kompensiert. Dies erfolgt mittels eines Vertrags zwischen dem Departement Schule und Sport und Stadtwerk, der jährlich von der Energiefachstelle kontrolliert wird.

Der Betrieb der Anlage wird mit jährlich Fr. 460’000 budgetiert

Es wird mit insgesamt 90 Betriebsstunden pro Woche gerechnet. Davon sind 50 Stunden mit Badeaufsicht vorgesehen und 40 Stunden für den Betrieb mit Gruppen, beispielsweise Schulen und Vereine, welche die Aufsicht selber übernehmen müssen.

Die totalen Anlagekosten belaufen sich auf 2,485 Millionen Franken. Davon wurden bereits 200’000 Franken durch den Stadtrat für die Erarbeitung des Bauprojekts freigegeben. An den Investitionskosten wird sich der Kanton aus dem Sportfonds mit rund 15 Prozent oder rund 370’000 Franken beteiligen. Der Verein Traglufthalle Winterthur, bei dem auch alle Wassersportvereine Mitglied sind, wird sich mit 50’000 Franken beteiligen.

Für den Betrieb der Anlage wird mit jährlichen Finanz-, Unterhalts-, Energie- und Personalkosten von rund 460’000 Franken gerechnet.

Bei einer Kreditfreigabe durch den Grossen Gemeinderat im ersten
Quartal 2019 können das Baugesuchsverfahren im Sommer 2019 und das Submissionsverfahren im Herbst 2019 erfolgen. Die Bauarbeiten für die Verankerungen der Traglufthalle sowie der neue Hallenbadausgang müssen vor der Freibadsaison 2020 bis Ende
April erfolgen, damit die Traglufthalle im Winter 2020/2021 erstmals in Betrieb genommen werden kann.

Fotos. Stadtkommunikation Winterthur