Was bringt die Zukunft im Sportpark Deutweg?
Die Entwicklungen um den Sportpark Deutweg folgen einem Masterplan, der 2017 erstellt, 2019 ein erstes Mal und zurzeit ein zweites Mal aktualisiert wird. Autor: Dominik Siegmann.
Unsere Fragen wurden von verschiedenen Fachstellen der Stadt Winterthur beantwortet. Diese sind: Dave Mischler (DM, Sportamt), Tanja Geuggis (TG, Raumentwicklung), Stefan Hug (SH, Tiefbauamt) und Katharina Gander (KG, soziale Stadtentwicklung), dazu eine Antwort seitens Stadtpolizei. Für die Koordination bedanken wir uns bei Michael Graf, Kommunikation Dep. Bau und Mobilität, Stadt Winterthur.
Wie ist der Stand der konkreten Planungen rund um den Sportpark Deutweg seitens Privater/Win4/Stadt (Sportamt)?
DM: Die Entwicklungen im Sportpark Deutweg folgen einem Masterplan, der 2017 erstellt, 2019 ein erstes Mal und aktuell ein zweites Mal aktualisiert wird.
TG: Das Areal nördlich des Sportparks Deutweg (im Übersichtsplan gelb) soll von der Stadt und Privaten mit zusätzlichen Gebäuden und einem neuen Ankunfts- und Eventplatz weiterentwickelt werden. Dazu sollen im privaten Bereich zu den bestehenden Freizeitangeboten und dem Gewerbe zusätzlich Sport- und Schulunterkünfte erstellt werden. Dort, wo künftig die neue Verbindung der Querung Grüze endet und wo heute die Autos vor der Eishalle parkieren, soll ein weiteres repräsentatives und markantes Gebäudevolumen stehen. Im Sockel des Gebäudes finden neue Kleinsporthallen zum Beispiel für Kampfsport oder Akrobatik Platz. Darüber können Räume für passendes Gewerbe oder Schulen entstehen. Die Parkplätze werden in eine darunterliegende Tiefgarage verlegt. Die alte Schlosserei, in welcher heute die Werkstatt des Sportamts untergebracht ist, soll als Zeitzeuge erhalten bleiben.
Win4 hat den Bau des Sporttrakts 2 (KUBUS) abgeschlossen. Derzeit werden verschiedene Nutzungsmöglichkeiten für das noch vorhandene Baurechtsfeld (vgl. Übersichtsbild) mitsamt der Erweiterung der bestehenden Tiefgarage durch Win4 geprüft. Darunter fällt auch die Machbarkeitsprüfung eines Hallenbades in Kombination mit einer Trainingshalle. Mit der Fertigstellung der Bauten auf diesem Baufeld soll auch der Aussenraum als Verbindung zwischen Quartierzentrum, WIN4 und den Sportfeldern fertiggestellt werden. Schulische Erweiterungsmöglichkeiten bestehen auf dem städtischen Areal an der Hörnlistrasse.
DM: Bei den bestehenden Sportanlagen sind, je nach Zustand und Lebenszyklen, mittel- bis langfristig Sanierungen notwendig. So auch bei der Eishalle, bei welcher die grosszyklische Sanierung innerhalb der nächsten 8 – 10 Jahre ansteht. Kurzfristig stehen seitens Stadt die Aufwertung des Raums zwischen dem KUBUS-Gebäude von WIN4 und dem ersten Ausseneisfeld sowie die Umwandlung des Kiesstreifens entlang des Kunstrasenfeldes zu einem Spielstreifen an.
Diese Aussenraumgestaltung erscheint als einzige Massnahme einen effektiven Mehrwert für den Stadtkreis zu bringen. Können Sie dazu eine zeitliche Perspektive nennen?
DM: Da es sich um Baurechtsfläche von WIN4 handelt, haben wir seitens Stadt keinen Einfluss darauf. Gemäss unseren Informationen will WIN4 die für Schule und Vereine benötigte Trainingshalle aber bald umsetzen. Bereits dieses Jahr ist die Aufwertung des Kiesstreifens entlang des Kunstrasenfeldes geplant. Das bietet, wie die allermeisten Aussenflächen im Sportpark Deutweg, auch einen Mehrwert für die Nutzenden aus dem Quartier.
Das langersehnte zweite Hallenbad in dieser Stadt nur ein paar Hundert Meter vom ersten entfernt zu realisieren, scheint aus Sicht Mattenbachs absurd. In Töss wäre es ein echter Mehrwert, in Mattenbach fürchten wir höchstens den Mehrverkehr. Was sind Ihre Überlegungen?
DM: Den dringendsten Bedarf bezüglich mehr Hallenwasserfläche hat das Schulschwimmen. Dafür braucht es eine zentrale Lösung an einem optimal erreichbaren Ort. Die Motionsantwort des Stadtrats zum zweiten Hallenbad Ende Februar wird weitere Antworten liefern. Die WIN4 AG hat der Stadt angeboten, das zweite Hallenbad auf ihrem noch verfügbaren Baufeld zusammen mit einer Trainingshalle zu realisieren. Das ist eine Option, die zurzeit vertieft geprüft wird. Der Standort bietet punkto Lage, Verfügbarkeit, Synergien bei Bau und Betrieb, Nachhaltigkeit (Wärmeverbund), Energie (Fernwärme), usw. diverse Vorteile.
Für die Renovation der Eishalle wurden bereits Gelder gesprochen. Insgesamt ist mit all den Neubauten und Renovationen eine massive Bautätigkeit zu erwarten, mit den entsprechenden Immissionen aufs Quartier. Können Sie dazu etwas sagen? Lassen sich etwa die ungeliebten Wände zur Abschirmung der Baustellenzufahrten vermeiden?
DM: Die Wände bei der Baustellenzufahrt sind aktuell entfernt. Starten die Bauarbeiten auf dem letzten Baufeld von WIN4, müssen diese aus Sicherheitsgründen wieder aufgestellt werden. Zur Eishalle: Der Stadtrat hat gebundene Ausgaben für Sofortmassnahmen an der Technik der Eishalle bewilligt, die z.T. bereits in der Umsetzung sind. Davon wird das Quartier nichts merken, da die Arbeiten innerhalb der Anlage stattfinden.
Wie schauen die weiterführenden Planungen und Vorstellungen der obengenannten Akteure aus, und wie beurteilt diese die Stadt?
DM: Im Bereich des Oberen Deutwegs wurde der Gestaltungsplan «Oberer Deutweg / Erweiterung Sportpark» erarbeitet, welcher öffentlich aufgelegt ist. Als nächstes wird der Gestaltungsplan dem Stadtparlament zur Festsetzung überwiesen. Nach der Genehmigung und Inkraftsetzung folgen die eigentlichen Baugesuche (privates Areal) oder der Architekturwettbewerbe (städtisch).
Wie wird die Verkehrssituation nach den ersten Jahren speziell um die Win4-Arena beurteilt?
SH: Das geforderte Mobilitätskonzept hat sich bewährt. Bei Events sind uns keine negativen Auswirkungen bekannt. Je nach Grösse des Events wird ein Verkehrsdienst durch den Veranstalter organisiert.
Problematisch sind aus Sicht des Quartiers zum einen die Eltern-Taxis an der Scheideggstrasse, zum anderen nimmt an «grossen» Spielen des FC Tössfeld das Wild-Parkieren rund um die Hörnlistrasse überhand. Können Sie daran etwas ändern?
DM: Das Mobilitätskonzept für den Sportpark Deutweg sieht langfristig zwei unterirdische Parkieranlagen bei WIN4 und der Eishalle für alle Nutzenden des Sportparks vor. Das Problem mit Anlässen des FC Tössfeld ist uns bis jetzt nicht bekannt. Falls dem so ist, können wir kurzfristig mit dem Quartier-Club schauen, wie sie die Kommunikation mit ihren Gastmannschaften verbessern können, damit diese ohne Auto anreisen und falls doch, den Eishallen-Parkplatz oder die Parkhäuser in der Umgebung verwenden.
Die Stadtpolizei bestätigt auf Nachfrage, dass es an der Scheideggstrasse jeweils einige Elterntaxis hat, um Kinder ein- und auszuladen. Bei Fussballspielen habe es meistens einige Falschparkierer auf Seite Hörnli- und Scheideggstrasse. Die Quartierpolizei und die Patrouillen behielten die Sache im Auge. Sollten sich die Klagen häufen, würden Massnahmen ergriffen.
Ist ein Mehrwert für die Quartierbevölkerung in diesen Planungen vorgesehen?
TG: Mehr Sportangebote führen grundsätzlich auch zu einem Mehrwert für die Quartierbevölkerung. Auch wenn ausserordentliche Anlässe zu gewissen Immissionen im umliegenden Quartier führen, ist dieser Sportpark Alleinstellungsmerkmal für das Quartier und bietet eine aussergewöhnlich hohe Anzahl an Sport- und Freizeitangeboten. Weitere Mehrwerte entstehen im Rahmen der Sportparkentwicklung durch die Aussenraumaufwertungen, welche im Rahmen der Vorhaben bereits umgesetzt (Aussenfläche Garderobengebäude FC Tössfeld), vorgesehen (Spielstreifen, Oberer Deutweg, Übergang Quartieranlage Gutschick-Mattenbach letztes Baufeld Win4) oder noch geplant werden. Neben Aufenthaltsmöglichkeiten wird auch eine bessere Durchwegung und damit auch eine bessere Quartieranbindung geschaffen. Mit Spielmöglichkeiten im Aussenraum können weitere Erholungselemente für die Quartierbevölkerung geschaffen werden. Die Verlagerung der oberirdischen Parkierung in unterirdische Tiefgaragen ermöglicht eine attraktive Aussenraumgestaltung mit entsprechender Bepflanzung und Beschattung. Der fürs Stadtklima wichtige Kaltluftstrom, der vom Eschenberg herkommend in Sommernächten für Abkühlung sorgt, wird im neuen Richtplan verankert.
Wir sehen wenig Mehrwert für die Quartierbevölkerung in den erwähnten Neu- und Infrastrukturbauten für professionelle Sportangebote, im Gegenteil: es gehen Freiräume verloren. Ob das neue Vereinsheim des FC Tössfeld dem Quartier den behaupteten Mehrwert bringt, ist noch zu beweisen.
DM: Der weitaus grösste Teil des Sportparks Deutweg bietet Flächen für den Breiten- und Individualsport (Rasensportfelder, Kreuzplatz für Cricket, Leichtathletik-Anlagen, Minipitch-Felder, Crossfit-Rig, Tennisplätze, Slackline-Anlage und gesamte Schul-Aussenanlage für individuelle Nutzende, usw.) Mit einer zusätzlichen Trainingshalle für Schule und Vereine sowie einem Hallenbad für Schul-, Vereins- und individuelles Schwimmen kämen weitere Anlagen v.a. für den Breitensport der Bevölkerung dazu: dort, wo sich heute ein Überlaufparkplatz für grössere Events befindet.
Mit dem Ausbau der Sportanlagen am Deutweg werden die Immissionen für die Quartierbevölkerung zunehmen. Können Sie dazu etwas sagen?
DM: Wie oben beschrieben führen mehr Sportangebote auch zu einem Mehrwert für die Quartierbevölkerung und können, insbesondere die grösseren Anlässe, auch zu gewissen Immissionen führen. Ein besonderes Augenmerk wird seit den Neubauten mit Win4 auf den Verkehr gelegt. Die Besuchenden von Eventspielen reisen grösstenteils mit dem ÖV und per Velo an. Das Mobilitätskonzept funktioniert, es sind uns keine negativen Auswirkungen bekannt. Die Erreichbarkeit des Sportparks Deutweg per ÖV wird mit der neuen Querung vom Bahnhof Grüze her nochmals deutlich verbessert.
Das Quartierzentrum Gutschick-Mattenbach stösst sowohl baulich (Alter) als auch örtlich (Umgebung) an seine Grenzen. Was sind die Pläne?
KG: Die Stadt Winterthur ist Eigentümerin von insgesamt 15 Quartieranlagen. 2020 hat das Amt für Stadtentwicklung eine Immobilienstrategie erarbeitet, die den baulichen Zustand im Überblick darstellt und den Sanierungsbedarf mit den nötigen Massnahmen identifiziert. Die Quartieranlage im Gutschick-Mattenbach (Baujahr 1976) ist ebenfalls Teil dieser Immobilienstrategie. Bei der grösseren Anlage mit mehreren Mehrzweckräumen wird das Gebäude umfassend saniert, die anderen Gebäude sollen durch Ersatzneubauten ersetzt werden. Die Bauarbeiten starten voraussichtlich 2026 vorbehältlich der Budgetgenehmigung durch das Stadtparlament.
Kann sich die Stadt/Quartierentwicklung alternative Standorte für ein Quartierzentrum vorstellen?
KG: Die Stadt Winterthur erachtet den Standort der Anlage als stimmig. Dies belegt auch die gute Nutzung der Räume und der Anlage. Zudem ist sie Eigentümerin der Anlage.
Dies ist unbestritten. Trotzdem: Halten Sie dieses Angebot für genügend in einem schnell wachsenden Stadtteil mit einem offensichtlichen Defizit an Quartierstrukturen und Durchmischung?
KG: Das Amt für Stadtentwicklung steht in einem kontinuierlichen Austausch mit den Betreibenden der Quartieranlagen und auch Projekt- und Angebotsanbietenden in den jeweiligen Quartieren. Ein Defizit des Raumangebots wurde weder von Seiten der Betreibenden noch von anderen Stakeholdern aus dem Quartier geäussert. Gerne fragen wir im Rahmen unseres Austauschgesprächs nochmals nach.
Gibt es anderweitige Ideen zur Verbesserung der Quartierstrukturen in Mattenbach?
KG: Mit der Neugestaltung der Quartieranlage soll der Ort künftig deutlich an Attraktivität gewinnen. Die Möglichkeit für vielseitige Nutzungen vergrössert sich durch die grössere Unabhängigkeit der einzelnen Gebäude und auch durch den attraktiven Aussenraum. Weiter stehen den Bewohnenden des Quartiers Mattenbach mit der Quartieranlage am Wildbach noch weitere Räume zur Verfügung.
Die Neugestaltung der Quartieranlage im Gutschick ist sicher eine gute Nachricht für den Stadtkreis. Wir wollen Sie aber daran erinnern, dass der Aussenraum des Quartierzentrums enorm verkleinert wurde durch die WIN4-Arena, speziell durch die Tennishalle. Dazu ist sie das einzige Angebot im ganzen Stadtkreis – die Anlage am Wildbach gehört nicht dazu. Sehen Sie keinen Handlungsbedarf?
KG: Die Quartieranlage Wildbach liegt nur knapp ausserhalb der Stadtkreisgrenze im Stadtkreis Winterthur-Stadt. Neben den beiden städtischen Quartieranlagen stehen dem Quartier auch noch weitere zumietbare Räume zu Verfügung. Auch betreffend Erholungsflächen ist das Quartier gut bestückt, sei dies die Allmend, der Wald oder zahlreiche weitere Grünflächen, die der Bevölkerung zur Verfügung stehen.
Ist der Einbezug/Partizipation der Quartierbevölkerung und der entsprechenden Organisationen (QV, Mattenbach Allianz …) zu obenstehenden Fragen vorgesehen? Wenn ja, in welcher Form?
KG: Bei der Projektplanung der Quartieranlage QGM werden die Inputs des Quartiervereins und der aktuellen Nutzenden bestmöglich berücksichtigt. Ziel der Stadt Winterthur ist es, eine Anlage zur Verfügung zu stellen, die für das ganze Quartier und die Winterthurer Bevölkerung einen deutlichen Mehrwert bringt.
Können Sie konkreter werden?
KG: Das Amt für Stadtentwicklung hat einen geregelten Prozess, wie der Miteinbezug der Betreibenden bei der Umsetzung der Immobilienstrategie der Quartieranlagen stattfindet. Dieser wird auch bei der Sanierung / beim Ersatzneubau des QGMs angewendet.